Beim Amtsgericht München findet am 3. Mai die Hauptverhandlung gegen zwei Aktivisten und eine Aktivistin der Gruppe Scientist Rebellion statt. Das teilte der Jesuitenpater Jörg Alt am Donnerstag in Nürnberg mit.
Der Ordensmann hatte mit der Ökotrophologin Cornelia Huth und dem Geoökologie-Studenten Luca Thomas am 28. Oktober 2022 an einer Straßenblockade in München teilgenommen. Bei der um 100 Sekunden vor 12 Uhr vor dem Justizministerium erfolgten Aktion war eine Fahrbahn am Stachus gesperrt worden. Verhandelt werde daher der Straftatbestand der Nötigung.
Jesuit Alt: Warnungen aus dem Globalen Süden
Alt verteidigte in einer Stellungnahme sein Handeln: "Wir blockieren Straßen, weil uns die politischen Blockaden beim Klimaschutz dazu nötigen." Jesuiten aus dem Globalen Süden schlügen bereits seit Jahren Alarm, dass die Klimakatastrophe dort in vollem Gange sei. Menschen stürben, litten und würden heimatlos. Diese Entwicklungen würden mit 99,9-prozentiger Sicherheit dramatisch zunehmen. Noch hätten es die Menschen in der Hand, Katastrophen unvorstellbaren Ausmaßes zu verhindern oder wenigstens abzuschwächen.
Nach den Worten von Alt ist es ihm mit herkömmlichen Mitteln nicht gelungen, Wissen um die Handlungsnotwendigkeit und Dringlichkeit in Gesellschaft und Politik zu verankern. Deshalb sei für ihn die Teilnahme an angekündigten und friedlichen, aber nicht ignorierbaren Aktionen zivilen Widerstands "moralisch geboten, gerechtfertigt und in vielerlei Hinsicht alternativlos".
Aktivisten werfen Gerichten fehlende Auseinandersetzung vor
Huth ergänzte, die enorm bedrohliche Erderhitzung, auf die man zusteuere, werde mit der menschlichen Zivilisation nicht vereinbar sein. "Wir befinden uns in einem Klima-Notstand, der von den Gerichten als Rechtfertigung für gewaltfreien Widerstand anerkannt werden könnte." Leider setzten sich aber die Gerichte in den meisten Klimaprotest-Prozessen nicht adäquat mit der Thematik auseinander. Sie verschlössen die Augen vor den Fakten.
Mit jeder Entscheidung steuere die Politik weiter mit voller Fahrt auf die Klimakatastrophe zu, mahnte Thomas. Er habe deshalb Angst davor, wie die Zukunft in 50 Jahren für ihn aussehen könnte und erst recht für noch kommende Generationen. Da andere Aktionsformen nicht bewirkt hätten, dass die Bundesregierung endlich handle, "habe ich mich aus Verzweiflung an der Aktion beteiligt", erklärte der Student.