Zusätzlich ging es dabei auch um den klösterlichen Unterhalt, sagte Schrott am Dienstag bei einem Vortrag für die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart. Er bezog sich auf Klosterbibliotheken in der Frühen Neuzeit, also in der Phase zwischen dem 14. und dem 18. Jahrhundert.
Lektüre als zweckfreier Zeitvertreib gehörte demnach nicht zur Klosterkultur. Schrott zitierte den heiligen Benedikt mit dem Satz aus seiner Ordensregel: «Müßiggang ist der Feind der Seele.» Weil die meisten Mönche Priester waren und vor ihrer Weihe ausgebildet werden mussten, benötigten Klöster demnach viel philosophische und theologische Literatur.
Inwieweit später das Gedankengut der Aufklärung Einzug in die Bibliotheken erhielt, hing laut Schrott wesentlich von der Haltung der Oberen der Klöster vor Ort ab. Starken Anteil hatte in den Büchersammlungen weltliches und geistliches Recht, Literatur zu wirtschaftlichen, aber auch zu medizinischen Fragen. Kochbücher spielten dagegen in der Regel keine Rolle.
Als Faustregel gilt für Schrott, dass die Bibliotheken in Frauenklöstern wesentlich kleiner waren als bei Mönchen oder Chorherren. Das hängt damit zusammen, dass Frauen nicht geweiht werden konnten und von Pfarr- oder Wallfahrtsseelsorge ausgeschlossen waren. Auch eine Teilnahme an wissenschaftlichen Debatten war nicht vorgesehen. Ausnahmen waren dagegen die neuen Schulorden wie die Ursulinen oder die Englischen Fräulein.