DOMRADIO.DE: Für Köln ist Fronleichnam ein ganz besonderes Hochfest. Denn hier fand erstmals in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Prozession statt. Was genau feiert die Kirche an Fronleichnam?
Jan Hendrik Stens (Redaktion Theologie): Fronleichnam feiern wir ja nicht mehr in, sondern nach der Osterzeit, nach Pfingsten. Dabei handelt es sich hier um ein sogenanntes Votivfest. Wir feiern also kein Ereignis, sondern ein Gedächtnis. Nicht umsonst ist Fronleichnam auf einem Donnerstag, weil dieses Hochfest - oder das Festgeheimniss - Bezug auf das Gründonnerstagsgeschehen nimmt, also auf das Abendmahl, auf die Einsetzung der Eucharistie.
So wie wir am Gründonnerstag die Einsetzung der Eucharistie, also einen der Gründungsakte der Kirche, feiern, so feiern wir an Fronleichnam die bleibende Gegenwart Jesu Christi in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein. Zum Zeichen dafür tragen wir die Monstranz, also die geweihte Hostie in einem Schaugefäß, durch die Dörfer und Städte, um zu zeigen, dass Jesus Christus auch wahrhaft sakramental bleibend gegenwärtig unter uns ist. Zumindest ist das so, wenn nicht gerade Pandemie ist.
DOMRADIO.DE: DOMRADIO.DE wird das wie jedes Jahr übertragen, auch wenn die Prozession am Kölner Dom 2021 nur eingeschränkt stattfinden kann. Was genau und wie bekommt man möglichst viel davon mit?
Stens: Wer unsere Übertragungen schaut, wird einen sehr guten Überblick über die Liturgie bekommen und auch mitfeiern können. Wenn nicht gerade Pandemiezustand ist, dann laufen viele tausend Menschen mit und nicht jeder hat die Möglichkeit, alles gleich intensiv mitzubekommen. Zum Beispiel machen nur der Erzbischof, die Ministranten und einige andere Leute Statio an der Minoritenkriche.
Der Rest der Prozession läuft währenddessen an der Statio vorbei, weil da einfach nicht genug Platz und es logistisch nicht zu bewältigen ist. Aber DOMRADIO.DE überträgt die Statio an der Minorititenkirche. Das heißt, wir zeigen das Pontifikalamt auf dem Roncalliplatz, wie sich die Prozession in Gang setzt. Wenn die letzten vom Roncalliplatz gehen, dann ist der Erzbischof längst schon mit dem Allerheiligsten an der Minoritenkirche.
Nach der Übertragung von der Statio zeigen wir, wie das Allerheiligste über den Domplatz und das Domkloster in den Dom hineingetragen wird. Zum Abschluss das krönende Finale: Es ist ein sehr erhebendes Gefühl, wie in diesen großen Dom das Allerheiligste einzieht, begleitet von feierlichen musikalischen Klängen und feierlichem Gesang. Zum Schluss wird dann der sakramentale Segen erteilt.
Das Interview führte Verena Tröster.