DOMRADIO.DE: Was ist das Besondere an dieser Messe mit kölschen und schottischen Tönen in der Kirche Sankt Heribert in Deutz?
Hans Gerd Grevelding (Diakon im Ruhestand): Die Messe wird von einem großen Orchester begleitet. Die Domstädter gestalten mit 50 Personen die Messe. Deren Freunde kommen aus Schottland, in der Regel zehn bis vierzehn Schotten, die mit ihren Dudelsäcken ebenfalls die Messe begleiten. Wenn diese beiden Orchester zusammen die Messe gestalten, geht das durch Mark und Bein.
DOMRADIO.DE Sie hatten vor 25 Jahren die Idee. Hätten Sie gedacht, dass es so lange Zeit bestehen bleibt?
Grevelding: Das hätte ich mir damals, um beim Kölner Thema zu bleiben, nicht träumen lassen (Kölner Karnevalsmotto 2025: FasteLOVEnd – wenn Dräum widder blöhe; Anm. d. Red.)
DOMRADIO.DE: Warum hat es funktioniert, meinen Sie?
Grevelding: Die Kombination ist besonders. Zum einen, dass ein so großes Orchester eine Messe spielt, zum anderen wird das Thema vom Kölner Karneval sowie das Tagesevangelium aufgegriffen. In dieser Kombination, verstärkt durch Witze, die ich in die Predigt einfließen lasse, gibt es eine Mischung, die die Herzen der Menschen aufblühen lässt. Sie kommen anschließend mit einem strahlenden Gesicht aus dieser Messe, sie sind von der Musik tief beeindruckt und von den Witzen erfreut.

DOMRADIO.DE: Sie selbst halten die Predigt seit 25 Jahren. Haben Sie sich für dieses Jahr auch wieder etwas Besonderes überlegt?
Grevelding: Wir brauchen nur in die Politik zu gucken, da blüht uns so manches und da kann man von vielem träumen. Manches, was sich momentan abzeichnet, das geht eher in Richtung Albträume. Das wird auch Bestandteil der Predigt sein, es wird ein bisschen politisch sein. Ich werde den amerikanischen Präsidenten und Elon Musk auf die Schippe nehmen. Es wird ein Witz über unseren Bundeskanzler kommen. Die Mischung wird ganz nett werden. Schade, dass die Wahlen schon morgen sind, sonst hätte ich da vielleicht noch eins draufsetzen können. So muss ich mich selber überraschen lassen, was da kommt.
DOMRADIO.DE: Zur Karnevalsmesse kommen die Besucher traditionell alle verkleidet. Ist das eine Bedingung?
Grevelding: Das ist keine Bedingung, macht das Ganze aber besonders bunt, lustig und farbenfroh. Mir hat mal einer der zelebrierenden Priester gesagt: "Ich habe noch nie so viele Teufel zur Kommunion kommen sehen und hatte noch nie so viel Besuch von Bischöfen in der Messe wie zu Karneval."
DOMRADIO.DE: Wie passen für Sie Humor und Gottesdienst zusammen?
Grevelding Ich glaube, auch Jesus war jemand mit Humor. Er wollte die Menschen befreien und Lachen befreit. Wenn wir zusammen sind und eine Messe feiern, in der auch das Gefühl angesprochen wird, dann haben wir viel von Gottes Segen und Gottes Gnade. Wenn eine Messe sonst sehr formal ist, kann das manchmal anstrengend sein. Aber so können sich alle Leute einbringen, sie können singen, sie können mitmachen.
Sie können sich auch mal als Menschen darstellen, die sie normalerweise in ihrem Leben nicht sind. So bringen wir alles zusammen: Musik, Gottes Segen und eine Atmosphäre, die einfach besonders ist. Das kann ich nicht jeden Sonntag machen, das bietet sich einmal im Jahr an Karneval an.
DOMRADIO.DE: In diesen Zeiten können wir so etwas sicher gut gebrauchen.
Grevelding: Gerade bei der Politik, die eine besondere Herausforderung stellt. Wenn man dieses Szenario mal vergessen kann, um in der Kirche zu sein und zu beten, zu danken, zu lachen, zu singen und das Drumherum vergessen zu können. Ich glaube, das ist die beste Mischung.
Das Interview führte Carsten Döpp.