DOMRADIO.DE: Welche Beleuchtung wird denn jetzt wieder wie eingeschaltet?
Peter Füssenich (Kölner Dombaumeister): Seit Samstag, dem 15. Oktober – das ist der Weihetag des Kölner Domes – gibt es wieder Licht am Dom. Am 15. Oktober vor 142 Jahren wurde der vollendete Dom durch Kaiser Wilhelm I. seiner Bestimmung übergeben. Jetzt leuchten die Turmhelm-Spitzen wieder. Das ist genau genommen eine Innenbeleuchtung des Turmhelms, dieser beiden Spitzen von 100 Meter bis 157 Meter Höhe, so dass die Spitzen des Domes, unseres Wahrzeichens, wieder weithin erkennbar sind.
DOMRADIO.DE: Ist also nicht die Beleuchtung von vorher?
Füssenich: Doch, diese Beleuchtung von außen gibt es weiterhin, aber nur abends, nicht nachts. Die Beleuchtung der Domhelme ist jetzt die einzige Beleuchtung in der Nacht, die derzeit am Dom eingeschaltet ist. Unser Wahrzeichen, die beiden Spitzen, die sind jetzt wieder erkennbar.
DOMRADIO.DE: Zurzeit wird der Dom von rund 250 Halogenleuchten aus allen Richtungen angestrahlt. Im kommenden Jahr wird es dann kein Halogen mehr sein, sondern LED, damit nicht mehr so viel Strom verbraucht wird. Sind Sie denn schon dabei, die Leuchtmittel auszutauschen?
Füssenich: Wir arbeiten sehr fleißig daran, in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln die gesamte Dombeleuchtung gegen LED-Beleuchtung auszutauschen. Seit dem 15. August, also dem Beginn unseres Jubiläums unseres 700-jährigen Weihetages des Hochchores, leuchten schon die LED-Leuchtmittel am Domchor und das wird im Laufe der nächsten Wochen weiterhin fortgesetzt. Im nächsten Frühjahr – denke ich – wird die komplette Beleuchtung umgestellt sein. Wir erreichen damit eine Stromeinsparung zwischen 50 und 70 %.
DOMRADIO.DE: Bekommt LED das genauso gut hin?
Füssenich: Die LED-Technik ist heute weit fortgeschritten, sodass wir auch eine sehr schöne warme Dombeleuchtung damit erzielen können. Es wird sich aber etwas ändern, weil jetzt auch statt der bisherigen flächenmäßigen Halogenbeleuchtung eine ganz dezidierte Effektbeleuchtung erzielt wird. Das heißt, die Dreidimensionalität dieses wunderbaren Domes kann man dann auch in der Nacht ganz besonders wahrnehmen.
DOMRADIO.DE: Heißt das, da klettern jetzt Menschen in den Domtürmen herum, um Lampen auszutauschen?
Füssenich: Genau so ist das, ja.
DOMRADIO.DE: Das eine ist die Energieersparnis, das andere war ja auch, ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine zu setzen. Inwieweit ist das jetzt noch Thema?
Füssenich: Es ist dauerhaft wichtig, Zeichen gegen diesen Krieg zu setzen. Das macht jetzt natürlich nicht diese Turmhelm-Beleuchtung aus. Das ist eher ein Zeichen für die Kölnerinnen und Kölner, dass das Wahrzeichen immer noch da ist und auch weiterhin in der Mitte unserer Stadt steht. Wir können natürlich auch andere Zeichen setzen. Es gab Ende September die Tagung der Dombaumeister, Münster-Baumeister und Hüttenmeister, das ist eine Vereinigung der europäischen Baumeister aus allen Ländern Europas, von Norwegen, Italien, Frankreich, Tschechien.
Auch die Ukraine ist Mitglied in der Dombaumeister-Vereinigung. Ein Mitglied aus der Ukraine hat von den schrecklichen Zerstörungen in der Ukraine berichtet, die ja am 24. Februar dieses Jahres begonnen haben. Vor allem in Kiew sind insgesamt über 500 Bauwerke getroffen worden: Bibliotheken, Museen, Kultureinrichtungen, Kirchen.
Also nicht nur Menschenleben wird dort angegriffen, sondern eben auch die Kultur der Menschen. Und damit werden auch Generationen vorher und auch nachher geschädigt. Wir haben mit der Vereinigung der Dombaumeister einen Appell an Russland gerichtet. Wir haben an die Verantwortlichen mit der sogenannten Greifswalder Erklärung appelliert, diesen kriegerischen Zerstörungen Einhalt zu gebieten und wieder zu einem friedlichen Miteinander zurückzukehren.
Wir stehen damit an der Seite der Menschen in der Ukraine und möchten auch alle Menschen in ganz Europa und der ganzen Welt ermutigen, sich aktiv für das friedliche Zusammenleben von Völkern einzusetzen.
Das Interview führte Dagmar Peters.