"Warum ist das passiert? Wie konnte es dazu kommen?" – Mit diesen Worten begann Domkapitular Thomas Weitz seine Predigt im sonntäglichen Kapitelsamt im Kölner Dom. Angesichts der Weltsituation mit Blick auf die Kriege, Natur und die Gesellschaft wolle man verstehen und Gründe für das Geschehen suchen. So sei es auch bei den Leuten gewesen, die zu Jesus kamen und von einem Massaker im Heiligtum berichteten, von dem das heutige Evangelium erzählt.
Doch Jesus lehne eine einfache Erklärung, dass Unglück eine Strafe für Sünde sei, ab. Die Leute sollten nicht überlegen, weshalb diesem und jenem dieses und jenes Unglück zustößt. "Mache nicht die Schuld der Anderen zum Hauptthema, sondern frage du dich, wo du stehst, mit deinem Leben und in deinem Leben", so Weitz zu den Gläubigen. Jesus fordere dazu auf, über das eigene Leben nachzudenken und sich zu bekehren. Der Domkapitular betonte, dass es Jesus nicht um das irdische Leben gehe, sondern um das ewige Leben in Gott. "Begnügt ihr euch mit diesem Leben? Oder seid ihr mutig genug, euch ewig zu denken? Wie geht ihr mit eurem Leben um?"
Zukunftstüchtig durch Glauben
In der jüngeren Vergangenheit sei durchaus mit kontroversen Reaktionen davon gesprochen worden, dass unser Land kriegstüchtig gemacht werden solle, fuhr Thomas Weitz fort. "Ist es mir wichtig, dass ich mein Leben zukunftstüchtig mache? Nicht in erster Linie durch Versicherungen, Pillen, regelmäßige ärztliche Untersuchungen und Kriegsgerät – das reicht nur bis zum Punkt X, den keiner von uns für sich kennt, sondern in der Entschiedenheit, mein Leben größer weiterzudenken." Mit Blick auf die Kriegstüchtigkeit schreite man zu großen Investitionen, weil man das eigene Leben und das der anderen schützen wolle. "Die Zukunftstüchtigkeit meines Lebens, davon zu sprechen, macht nur Sinn, wenn ich an Gott glaube," so Weitz.
Für die Ausrichtung auf das ewige Leben brauche es die Freude an der Umkehr und die Bereitschaft, Früchte des Glaubens zu bringen, um das Leben anderer zu erleichtern und zu versüßen. Der Winzer im Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum stehe dabei als Bild für Gottes Geduld und Fürsorge, die den Menschen zur Umkehr und Fruchtbarkeit führen wolle. "Wie gut ist es, dass es diesen Winzer gibt, in dem Jesus sich selbst zeigt. Er ist es, der für uns eintritt. Er macht alles, damit wir zukunftstüchtig werden. Er sieht in uns immer mehr als die, die keine Früchte hervorbringen. Er kümmert sich, weil er will, dass wir Zukunft haben."
Gottesdienst mit Männergesangverein
Jesus als der Winzer sage dies auch zu jedem von uns, wo wir das Leben der anderen nicht erträglicher, nicht leichter, nicht süßer machten. Vielleicht trügen wir in Zukunft Früchte. Wie viel Hoffnung auf uns stecke in diesem Vielleicht, fragte Weitz zum Ende seiner Predigt. "Nehmen wir diese Hoffnung des Herrn ernst, nehmen wir unser eigenes Leben ernst. Freuen wir uns daran, dass er es liebt, mehr manchmal als wir selbst es lieben. Vielleicht trägt er irgendwann Früchte."
DOMRADIO.DE übertrug am dritten Fastensonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Der Männergesangverein "Frohe Stunde" Weroth aus dem Bistum Limburg sang unter der Leitung von Jens Röth unter anderem "Periti autem" von Felix Mendelssohn Bartholdy und "If Ye love me" von Thomas Tallis. Kantor war Eberhard Metternich und die Orgel spielte Matthias Wand.