Kölner Fachstelle für interreligiösen Dialog feiert 50 Jahre

"Dialog schützt vor Extremismus"

Seit fünfzig Jahren gibt es im Erzbistum Köln einen organisierten Dialog zwischen den Religionen. Ein Feld mit großer Relevanz, das aber auch mit Sorgen verbunden ist. Im "Garten der Religionen" wurde am Mittwoch gefeiert.

Autor/in:
Karl Kessen
50. Jubiläum Interreligiöser Dialog im Erzbistum Köln / © Johannes Schröer (DR)
50. Jubiläum Interreligiöser Dialog im Erzbistum Köln / © Johannes Schröer ( DR )

Mit majestätischer Stimme und orientalischer Melodie erhebt Sheikh Khudeda Khalaf sein "Gebet zu Ehren der Sonne". Der jesidische Religionsführer und sein Begleiter auf der Schebab, einer traditionellen Längsflöte, verwandeln den Kölner Garten der Religionen für ein paar Minuten in eine kurdische Oase. Es folgt eine kurze Stille, dann nimmt der Scheich eine Sonnenblume und stellt sie in eine Vase im Zentrum des Gartens.

Nacheinander treten die verschiedenen Religionsgemeinschaften ans Mikrofon, und beginnen die Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen der Fachstelle für interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln mit einem Gebet. Die übrigen Gäste hören einander im freundschaftlichen Respekt zu und lassen sich von den anderen Traditionen inspirieren. Am Ende sind es zehn Sonnenblumen in der Vase, so viele unterschiedliche Strömungen sind vertreten.

Ein Tag für alle Religionen

Nach der multireligiösen Feier verlagert sich die Versammlung in den Kapitelsaal von IN VIA Köln, wo mehrere moderierte Gesprächsrunden folgen. Der Erfolg von 50 Jahren interreligiösen Dialogs ist im gesamten Saal spürbar. In guter Freundschaft diskutieren die Religionsvertreter miteinander, Weihbischof Rolf Steinhäuser und Rabbi Yechiel Brukner unterhalten sich über ihre regelmäßigen Kaffeekränzchen, muslimische und christliche Pädagogen erzählen von ihrer gemeinsamen Arbeit in der religiösen Erziehung an Schulen.

"Religion ist erstmal etwas Verbindendes", sagt Tobias Speckler, Theologieprofessor an der Jesuitenhochschule Sankt Georgen und einer der Gesprächsgäste. Doch er fügt hinzu: "Interreligiösen Dialog gibt es aber nur, weil es unterschiedliche Religionen gibt." Die Unterschiede solle man als Bereicherung sehen und nicht als Hindernis.

Sorgen um die Zukunft

Doch es herrscht nicht nur Optimismus. Naciye Kamcili-Yildiz, Dozentin für islamische Theologie an der Universität Paderborn, blickt auch mit Sorge auf die Zukunft der Interreligiösität, denn Religionsfeindlichkeit nehme in Deutschland immer weiter zu. Man müsse den Dialog von den Universitäten auf die Straßen bringen, "damit auch die mitreden können, die nicht so tief in der Theologie sind."

"Interreligiöser Dialog schützt vor Extremismus", erklärt auch Pater Paulin Batairwa Kubuya vom vatikanischen Dikasterium für den interreligiösen Dialog. Und "er fordert uns, im Herzen jung zu bleiben".

Quelle:
DR