DOMRADIO.DE: Wie haben Sie denn reagiert, als Sie gehört haben, dass sich jemand als Babysitter an schutzlosen Kindern vergeht?
Sonja Dominikowski (Babysitterservice des Kölner Gemeindeverbandes Sülz/Klettenberg): Das ist natürlich auch für uns ein unvorstellbarer Fall. Ich bin selbst Mutter eines Sohnes. Insofern schrillen da auch wirklich alle Alarmglocken. Wir haben uns dann natürlich auch gefragt: Reicht das, was wir machen oder können wir sogar noch mehr tun mit unserem Babysitterservice, den wir hier für unsere Gemeinde anbieten?
DOMRADIO.DE: In der Gemeinde kennt man sich wahrscheinlich eh besser als bei einem Online-Angebot. Sicher sein kann man sich aber trotzdem nie, oder?
Dominikowski: Das ist richtig. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber bei uns ist es tatsächlich so, dass wir viele kennen, also sowohl Familien und Eltern, die für ihre Kinder einen Babysitter suchen, als auch die Babysitter und Babysitterinnen. Die sind uns aus dem Gemeindeleben bekannt. Das heißt, die sind sowieso in unserem Gemeindeleben schon sehr aktiv.
Wir kennen daher schon von vielen das soziale Umfeld. Das mag jetzt aus der Jugendarbeit sein, von Messdienerangeboten. Das heißt, auch die Eltern sind teilweise im Gemeindeleben aktiv. Insofern können wir da schon eigentlich mit einem guten Gewissen rangehen und auch hier die Babysitter vermitteln.
DOMRADIO.DE: Woran erkennen Eltern denn, ob ein Babysitterangebot vertrauenswürdig ist? Viele wünschen sich ja eher Mädchen als Jungen in dem Job.
Dominikowski: Ja, das ist tatsächlich ein Thema. Das heißt auch, da finde ich dann den Input gerade durch einen Babysitter, also durch einen Jungen, durchaus anders und attraktiv.
Wir nehmen auch nicht jeden Babysitter auf unsere Liste, sondern der muss erst mal einen Kurs absolvieren. Und in diesem Kurs – über ein oder zwei Wochenenden – beschäftigt der sich erst einmal mit grundlegenden Themen und der Aufgabe eines Babysitters. Wie ist die Aufsichtspflicht? Wie gehe ich mit den Kindern um?
Das heißt, auch hier gibt es pädagogische Ansätze. Diese Grundlagen werden dann auch von Sozialpädagogen und Erzieherinnen übernommen. Da gibt es dann die Ansätze von Emmi Pikler zum Beispiel. Aber es gibt auch Themen zur Ernährung oder Erste Hilfe.
DOMRADIO.DE: Gibt es Altersgrenzen, ein Mindestalter?
Dominikowski: Haben wir jetzt so nicht vorgesehen. Wobei sich das bisher bei uns auch noch gar nicht gestellt hat. Die meisten sind zwischen 14 und 16 Jahre alt, die sich für einen solchen Babysitter-Kurs melden. Unser letzter Kurs hat im Jahr 2020 stattgefunden und da waren es jetzt tatsächlich auch neun junge Frauen, die sich gemeldet haben. Das heißt, wir sind jetzt auch noch nicht damit konfrontiert worden, dass wir Jungen hier ausbilden.
DOMRADIO.DE: Eltern sind verunsichert, wenn sie von so einem Fall wie in Wermelskirchen hören. Wie geben Sie diesen Eltern das Gefühl, dass bei Ihrem Angebot alles in Ordnung ist?
Dominikowski: Wie gesagt, wir nehmen ja nicht jeden Babysitter auf in unsere Liste. Das heißt, man muss wirklich erst einmal den Kurs hier absolviert haben. Dann haben wir auch wirklich regelmäßigen Kontakt zu unseren Babysittern, auch zu den Familien. Das heißt, insgesamt wird die Betreuung gut vorgenommen.
Wir fragen die Familien: Sind Sie mit dieser Babysitterin einverstanden? Und auch im Nachgang, wenn jetzt mal Familie und Babysitter zusammengebracht worden sind, bleiben wir am Ball und fragen immer nach: Läuft alles gut? Wie ist es? Das heißt, wir kriegen da auch wirklich viel Rückmeldung und können das dann natürlich auch den anfragenden Familien weitergeben.
DOMRADIO.DE: Man lässt die Babysitter ja auch nicht sofort mit den Kindern alleine. Hilft das aus Ihrer Sicht?
Dominikowski: Das hilft auf jeden Fall auch. Ich weiß, da kommt jemand, der sich mit dem Thema auch schon tatsächlich befasst hat, der das nicht einfach nur mal eben so macht. Dann kann man natürlich auch beobachten: Wie geht derjenige oder diejenige mit meinem Kind um? Auch da sollte man sich das soziale Umfeld ansehen.
Wir haben einen Steckbrief, den wir dann auch mitgeben, dass da auch Kontakt ist. Und wir bieten zum Beispiel auch an, dass wir bei den ersten Treffen mitgehen, so dass dann alles, was irgendwie auffällt, besprochen werden könnte.
Das Interview führte Dagmar Peters.