Das Segnungsverbot der Glaubenskongregation habe viele Menschen verletzt, nicht nur Betroffene, betonte Kohlgraf in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung der katholischen Friedensbewegung. "Auch aus meinem eigenen Bekanntenkreis verlassen deshalb Menschen die Kirche."
Kohlgraf kritisierte, dass die Vielfalt der Identitäten homosexueller Menschen nicht gewürdigt werde. "Sie fühlen sich auf eine bestimmte Kategorie reduziert, echtes Verstehen-Wollen erleben sie nicht." Zudem erlebten sie, dass ihre Lebensform als "sündhaft" gesehen werde.
Vielfalt der Persönlichkeiten ernst nehmen
"Wenn kirchliche Lehre als 'gewaltsam' erfahren wird, darf ich als Bischof nicht schweigen", betonte Kohlgraf. Er forderte ein Umdenken der Kirche auch in puncto Sprache: "Gerade jetzt, wo wir sensibler werden für den ganzen Bereich von geistlicher Übergriffigkeit, sollten wir behutsam unsere Sprachgewohnheiten überprüfen."
Der Bischof bezog sich damit auf den Ansatz der "gewaltfreien Kommunikation". Dazu gehört demnach, andere nicht zu etikettieren oder zu bewerten, sondern ihnen respektvoll zu begegnen und die Vielfalt ihrer Persönlichkeit ernst zu nehmen.
Keine Segnungen für Homosexuelle
Am 16. März hatte die Glaubenskongregation im Vatikan erklärt, die katholische Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Diese Verbindungen entsprächen nicht dem göttlichen Willen und könnten daher nicht gesegnet werden.
Die Erklärung löste eine kontroverse Debatte aus und sorgte vielfach für Unverständnis und Kritik.