Hochschulpfarrer kritisiert Umgang mit Homosexuellen

"Wir wollen, dass sich die Einstellung verändert"

Mit einem Kollegen hat der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose die Aktion #mehrSegen gestartet. In knapp zwei Wochen stellten sich 2.600 Unterzeichner hinter das Anliegen, homosexuelle Paare zu segnen. Was steckt dahinter?

Burkhard Hose / © Harald Oppitz (KNA)
Burkhard Hose / © Harald Oppitz ( KNA )

KNA: Am Wochenende haben Sie die Unterschriftenliste beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in Bonn an den Aachener Bischof Helmut Dieser und die familienpolitische Sprecherin des ZdK, Birgit Mock, übergeben. Beide leiten das Forum zur Sexualmoral beim Synodalen Weg. Was wollten Sie und Bernd Mönkebüscher mit der Initiative #mehrSegen bezwecken?

Burkhard Hose (Katholischer Würzburger Hochschulpfarrer): Wir haben zunächst einmal das Ziel gehabt, Solidarität unter denen herzustellen, die im Zweifel mit dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechnen haben, wenn sie schwule und lesbische Paare segnen.

KNA: Bisher fanden solche Segnungen in einer Art Grauzone statt - besteht jetzt nicht eher die Gefahr, dass mit der öffentlichen Aufmerksamkeit für Ihre Aktion das nicht mehr möglich ist?

Hose: Natürlich wird es eine größere Aufmerksamkeit geben. Aber wir wollen ja auch nicht weiter still und heimlich segnen. Wir wollen, dass sich die Einstellung verändert und letztlich geht es darum, dass sich die kirchliche Lehre an diesem Punkt verändert.

KNA: In welche Richtung?

Hose: Es geht nicht darum, Segen aus Gnade weiterzugeben, sondern Anerkennung gegenüber gleichgeschlechtlich Liebenden zu zeigen. Wir müssen Abschied nehmen von einer Lehre, die auf einem Naturrechtsbegriff und einer Theologie basiert, die längst überholt und veraltet sind.

KNA: Das mögen manche Seelsorger in Deutschland so sehen. In anderen Teilen der Weltkirche könnte das aber auf Widerspruch stoßen.

Hose: Ich halte dieses Weltkirchenargument für relativ bösartig bis gefährlich.

KNA: Warum?

Hose: Weil die Logik, die dahinter steht, letzten Endes besagt, dass man Rücksicht auf jene Länder nehmen muss, in denen Homosexuelle diskriminiert oder verfolgt werden. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wir senken unseren Anspruch auf ein Niveau, auf dem es dann vielleicht ein bisschen Anerkennung gibt, aber es darf auch noch ein bisschen Diskriminierung dabei sein.

Das halte ich für ziemlich zynisch. Uns haben im Rahmen unserer Initiative Menschen kontaktiert aus Ländern, in denen Schwule und Lesben verfolgt werden. Die warten geradezu darauf, dass wir einen Schritt vorangehen.

KNA: Was empfinden Sie selbst als Seelsorger beim Blick auf den Umgang mit Homosexuellen in der Kirche?

Hose: Wir sind oft zerrissen zwischen dem, was wir alltäglich in der Seelsorge erleben, im Kontakt mit Menschen, die schlicht nichts anderes wollen, als gelingende Beziehungen zu leben und dem, was offiziell von der Kirche verkündet wird. Da kommen Äußerungen aus Rom, die so bizarr sind, so aus der Welt gefallen, dass ich befürchte, sie führen uns in eine Versektung der Kirche.

Innerhalb der Kirche, erst recht außerhalb der Kirche, nimmt so etwas niemand mehr ernst. Ich glaube nach wie vor fest daran, dass die Botschaft Jesu von großer gesellschaftlicher Relevanz ist. Aber damit dringen wir nicht mehr durch.

Das Interview führte Joachim Heinz.


Quelle:
KNA
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