"Der Vatikan tritt damit den Bestrebungen von vielen Teilnehmern des Synodalen Wegs entgegen, die eine substanzielle Veränderung der kirchlichen Lehre von Ehe, Familie und Sexualmoral wollen", sagte Hoping am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Zugleich beziehe sich die Glaubenskongregation unmittelbar auf Papst Franziskus, so der Freiburger Theologe. Der Papst habe bereits in seinem Schreiben "Amoris laetitia" klar gemacht, dass es keine Gleichsetzung von Ehe und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften geben könne.
Spekulationen seien unredlich
"Insofern ist es auch unredlich, weiter zu spekulieren, die Glaubenskongregation hätte ohne die Zustimmung des Papstes gehandelt."
Hoping sagte, die katholische Kirche müsse an der Unterscheidung von Ehe und gleichgeschlechtlicher Partnerschaft festhalten. "Die Ehe ist nach christlichem Verständnis ein sakramentaler, unauflöslicher Bund von Frau und Mann", so Hoping. Daher könne es auch keine Segensfeiern nach Vorbild des Traugottesdienstes geben. "Vielmehr sollten wir nun überlegen, welche anderen Formen der Segensspendung möglich sind." Er sprach sich beispielsweise für Einzelsegnungen aus.
Deutsche Kirche gespalten
Die Debatten um die jüngste Vatikan-Erklärung zeigen laut Hoping erneut, wie tief gespalten die katholische Kirche in Deutschland ist.
"Die Gegensätze treten immer deutlicher zutage, bei Bischöfen, in der akademischen Theologie und in den Gemeinden." Hoping bedauerte, dass ein offener Dialog und sachlicher Austausch von Argumenten vielfach kaum noch möglich sei.
"Zugleich ist vielen nicht bewusst, dass liberale Positionen, die in der katholischen Kirche in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern eine Mehrheit finden, im weltkirchlichen Maßstab Minderheitenmeinungen sind", sagte Hoping. Dazu gehöre auch die Forderung nach Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare.
Widerstand gegen Vatikan-Erklärung
Vor wenigen Tagen hatte die Glaubenskongregation im Vatikan erklärt, die katholische Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Diese Verbindungen entsprächen nicht dem göttlichen Willen und könnten daher nicht gesegnet werden.
In Deutschland wie in anderen Ländern gibt es erheblichen Widerstand gegen das Verbot. Im Internet protestieren rund 200 Theologen und mehrere Hundert Seelsorger gegen die Vatikanerklärung. An manchen Kirchen werden Regenbogen-Fahnen gehisst.