Kommentar des Chefredakteurs

Kirche bewegt sich doch

Die Synodalversammlung in Frankfurt hat einen Text, der den Papst um eine Überprüfung der Pflicht zur Ehelosigkeit von Priestern bittet, verabschiedet. Ingo Brüggenjürgen reibt sich verwundert die Augen. Die Bischöfe gehen dabei mit.

Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz (KNA)
Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz ( KNA )

Wer hätte das gedacht? Noch bevor die letzte Etappe des Synodalen Wegs über die Ziellinie ging, beschloss eine breite Mehrheit den Papst um "die Verbindung der Erteilung von Weihen mit der Verpflichtung zur Ehelosigkeit neu zu prüfen". Auch 90 Prozent der Bischöfe stimmte so de facto für die Aufhebung des verpflichtenden Zölibates für Priester. Auch wenn man es am Ende kirchen-diplomatisch weicher formulierte. Wie Bischof Wiesemann sagte: "Der Papst weiß doch was gemeint ist, wenn wir bitten den Zölibat zu überprüfen!"

Dieser Beschluss macht beispielhaft deutlich: Kirche - das Volk Gottes - bewegt sich! Die Bischöfe gehen mit. Man ist gemeinsam auf dem Reformweg, um verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Priester, die nicht heiraten dürfen, sind nicht die Ursache für den Missbrauch. Die priesterliche Ehelosigkeit ist ein Geschenk des Himmels, wenn sie funktioniert. Wenn Sie aber für verpflichtend erklärt wird, schafft der Zölibat heutzutage viele Probleme. Die wurden klar und deutlich benannt. Gerade auch von Ordensleuten, Priestern und Bischöfen. In einer Offenheit, die noch beim Start des Synodalen Wegs völlig undenkbar war. Vielfältige Probleme kamen so in Frankfurt für alles sichtbar auf den Tisch. Vor allem auch selbstgefällige Lügen, die die Frohe Botschaft verdunkeln, wurden so in Frankfurt an vielen Stellen offen angesprochen und diskutiert. Nicht auf Teufel komm raus. Aber ehrlich und oft in brennender Sorge. Das alleine ist ein voller Erfolg. Der Reformweg in Frankfurt war kein Abfall vom Glauben. Es war ein notwendiger Aufbruch. Ein wichtiger Schritt für eine Eclesia Semper Reformanda. Eine Kirche die von Reformen, Exodus und Aufbruch seit Anfang an lebt.

Ingo Brüggenjürgen

Quelle:
DR