Eigentlich wollen alle das gleiche. Die katholische Kirche fähig machen, auch im 21. Jahrhundert noch die Menschen zu erreichen. Die Ansätze sind nur völlig unterschiedlich. Der Synodale Weg, auf dem seit 2019 deutsche Bischöfe und Laien nach Reformansätzen suchen, will die Leitungsstrukturen der Kirche mit klaren Regeln neu gestalten.
Die Weltsynode, die vom Vatikan ausgerufen wurde, sucht nach einem pastoralen Ansatz. Mehr Zuhören, weniger Reden. Dieser Gegensatz sorgt seit Jahren schon für Konflikte zwischen Deutschland und Rom, die jüngst zu einer regelrechten Eiszeit führten. Anstelle von direkten Gesprächen gab es Briefe, Mahnungen und Warnungen. Zuletzt ermahnte die Kurienleitung die Deutsche Bischofskonferenz doch bitte nicht einen "Synodalen Ausschuss" zu gründen, der nach römischer Überzeugung klar gegen das Kirchenrecht verstoßen würde. Der geplante Beschluss wurde daraufhin von der Tagesordnung der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe gestrichen.
Es wird wieder gesprochen
Nun sind am Freitag die Spitzen der Bischofskonferenz und der römischen Kurie erstmals wieder direkt aufeinandergetroffen. Redebedarf gab es anscheinend genug, einen ganzen Tag lang wurde hinter verschlossenen Türen diskutiert. Das gemeinsame Statement von DBK und Heiligem Stuhl spricht am Freitagabend von "Differenzen und Übereinstimmungen" die in einer "positiven und konstruktiven Atmosphäre" benannt wurden. Diplomatendeutsch.
Interessant am gemeinsamen Statement ist ein anderer Satz: "Es wurde ein regelmäßiger Austausch zwischen den Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und dem Heiligen Stuhl über die weitere Arbeit des Synodalen Weges und des Synodalen Ausschusses vereinbart." Von einem Ende des Synodalen Ausschusses ist also keine Rede mehr. Punktgewinn für die DBK.
Als Entgegenkommen der deutschen Bischöfe kann die Zusage betrachtet werden, "konkrete Formen der Synodalität in der Kirche in Deutschland zu entwickeln, die (…) anschließend dem Heiligen Stuhl zur Approbation vorgelegt werden." Sprich: Jeder weitere Schritt in Richtung Reform muss vom Vatikan abgesegnet werden.
Neue Konflikte am Horizont?
Das könnte zu neuen Streitigkeiten führen, da die geplante Einrichtung eines "Synodalen Rates" dann auch der Zustimmung aus dem Vatikan bedarf. Und nichts anderes ist das Ziel des vorgeschalteten "Synodalen Ausschusses".
Die Einigung der deutschen Bischöfe mit dem Vatikan ist also weder ein Sieg für die eine, noch für die andere Seite. Beide haben es auf diese Weise aber geschafft, ihr Gesicht zu wahren. Ob es im Rahmen der weiteren Reformbemühungen zu neuen Streitigkeiten kommt, bleibt abzuwarten. Die wichtigste Erkenntnis ist aber: Es wird wieder miteinander geredet und auf beiden Seiten ist man gewillt, auf den anderen zu hören und nach Kompromissen zu suchen. Mit dieser Art der Synodalität können sicher beide Seiten vorerst zufrieden sein.
Über den Autor: Renardo Schlegelmilch ist Redakteur bei DOMRADIO.DE und verfolgt die Reformbestrebungen des Synodalen Weges und der Weltsynode seit Anbeginn.