Es ist eine turbulente Woche, in der sich die deutschen Bischöfe am Grab des Heiligen Bonifatius getroffen haben. Im Nahen Osten droht der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah zu eskalieren und in Deutschland machen die AfD-Wahlergebnisse im Osten mehr und mehr Sorgen. Wirft man der Bischofskonferenz manchmal vor, fernab vom Leben und den Nöten der Gesellschaft zu sein, ist dieser Vorwurf diesmal nicht berechtigt. Sowohl beim Thema AfD als auch im Nahostkonflikt haben Georg Bätzing und seine Mitbrüder deutliche Worte gefunden.
Bereits im Frühjahr haben sich die Bischöfe mit starker Stimme gegen "völkischen Nationalismus" ausgesprochen, die AfD sei für Christen "nicht wählbar", sagte Bätzing noch vor den Wahlen in Thüringen und Sachsen. Ein ungewöhnlich politischer Schritt.
Forderung nach Waffenstillstand
Ähnlich deutlich positionieren sich die Bischöfe im Nahost-Konflikt. Genau wie Papst Franziskus, Deutschland, die EU oder die USA fordern sie einen Waffenstillstand, um humanitäre Hilfen und Verhandlungen zu ermöglichen. Es sei "das Gebot der Stunde, die Waffen niederzulegen und Deeskalation, Verhandlung und Dialog Raum zu geben," so der Nahost-Beauftragte Erzbischof Udo Bentz.
Die Bischöfe haben es geschafft, sich mit einer differenzierten Position weder auf die eine noch die andere Seite des Konfliktes zu schlagen. "So sehr ich davon überzeugt bin, dass das Eintreten für die Sicherheit Israels auch den Palästinensern dient, so sehr bin ich auch davon überzeugt, dass umgekehrt das Eintreten für die Rechte der Palästinenser der Sicherheit Israels dient", so Bentz. Auch die Worte des Jerusalemer Patriarchen Pizzaballa, den sich die Bischöfe als Gastredner eingeladen hatten, werden da eine Rolle gespielt haben. Es dürfe keine "Hierarchie des Leides" in Nahost geben.
Innerkirchliche Konfliktlinien
Dieses Bild der Einmütigkeit gerät allerdings ins Wanken bei den innerkirchlichen Fragen. Eine Woche vor Beginn der Weltsynode vertreten auch die Mitglieder der deutschen Delegation diametral verschiedene Positionen. "Ich wünsche mir sehr, dass die katholische Kirche es ermöglicht, dass Frauen die Diakonatsweihe empfangen können,“ wird der Konferenzvorsitzende Bätzing mehr als deutlich. Augsburgs Bischof Bertram Meier, der ebenfalls zur Synode fährt, schließt diesen Schritt grundsätzlich aus, da die Kirche "keine Vollmacht" habe, Frauen zu weihen.
Trotzdem schaffen es die Bischöfe sich auf dem Podium auch hier mit Respekt zu behandeln. Ganz im Sinne der Synodalität, wie Passaus Bischof Stefan Oster im DOMRADIO.DE-Interview betont: "Wenn wir Synodalität und Verstehen üben, dann unterstelle ich dem anderen, der ganz anders denkt oder tickt als ich, dass er auch etwas Gutes für die Kirche will."
Synodalität und Verstehen scheinen allerdings am Anfang eines jeden Konferenztages noch an eine Grenze zu stoßen. Während der Großteil der Bischöfe sich um sieben Uhr zur Frühmesse in der Fuldaer Michaelskirche trifft, bleibt eine kleine Gruppe von Bischöfen fern und feiert separat einen eigenen Gottesdienst. Auch das ist in den letzten Jahren zur Tradition geworden. So sehr die Bischöfe es auch schaffen, in gesellschaftlichen Fragen mit einer Stimme zu sprechen, für die Feier der Gottesdienste in brüderlicher Eintracht reicht das gegenseitige Verständnis scheinbar nicht.
Renardo Schlegelmilch, DOMRADIO.DE-Chefredakteur