Konflikt hat Myanmar laut Kardinal Bo in die Knie gezwungen

"Kein Grund für Optimismus in Myanmar"

Gut ein Jahr nach dem Militärputsch in Myanmar sieht der Erzbischof von Yangon, Kardinal Charles Bo, keine Anzeichen für eine Verbesserung der Situation. Die Hoffnung hat der Kardinal allerdings noch nicht aufgegeben.

Kardinal Charles Bo / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Charles Bo / © Cristian Gennari ( KNA )

Der seit dem Militärputsch andauernde bewaffnete Konflikt zwischen Regierungstruppen und Rebellen habe das Land "in die Knie gezwungen", sagte Bo in einem am Samstag veröffentlichten Interview dem US-Portal Crux.

Schwerer Dialog

"Aktuell gibt es keinen Grund für Optimismus in Myanmar", betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Aus Sicht des Kardinals besteht zwischen den Konfliktparteien "ein schmerzhafter Widerwille", einen Dialog zu führen. Das habe zu einer Pattsituation geführt. Dennoch gebe es Hoffnung: "Demokratie ist das unauslöschliche Feuer in den Herzen der Menschen. Kein Akteur in Myanmar kann diese Nation lange anführen, wenn er das bestreitet", sagte Bo.

Am 1. Februar 2021 hatte das Militär die demokratisch gewählte Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt. Seitdem hält das Regime Widerstand mit Gewalt nieder. Laut UN-Angaben kamen bei der Niederschlagung von Protesten binnen eines Jahres mehr als 1.500 Menschen ums Leben. Nicht eingerechnet seien Opfer des bewaffneten Konflikts und militärischer Gewalt, die landesweit zugenommen habe. Knapp 12.000 Menschen wurden demnach wegen der Teilnahme an friedlichen Demonstrationen oder Meinungsäußerungen im Internet festgenommen; rund 8.800 säßen noch in Haft. Hunderttausende sind auf der Flucht.

Hoffnung auf die "neue Generation"

Der Konflikt werde vonseiten der Junta auch deshalb so brutal geführt, da sie wisse, dass sich der Wunsch der jungen Menschen nach Demokratie nicht mehr unterdrücken lasse, meinte Bo. Die "neue Generation" könne schon auf Grund der weltweiten Sozialen Medien nicht mehr "kontrolliert und zu dunklen Tagen zurückgezwungen werden", sagte der Kardinal. "Unsere Jugend ist unsere großartigste Ressource."

Papst Franziskus, Gottesdienst, Wort-Gottes-Sonntag, Petersdom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus, Gottesdienst, Wort-Gottes-Sonntag, Petersdom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Gebete des Papstes

Auch die häufigen Gebete von Papst Franziskus haben laut Bo den Menschen im Land Trost gegeben. Die Worte des Papstes seien wichtig, da sie "die Wunden Myanmars sichtbar machen". Zwar spreche das Kirchenoberhaupt vornehmlich die christliche Minderheit an, sei aber dennoch ein "wichtiger Anführer der Welt mit einer moralischen Stimme".

Die Rolle der Kirche in Myanmar sieht Bo darin, die Menschen durch diese Zeit zu begleiten. Zudem setze sie sich für die Wahrung der Menschenrechte ein. "Das alles fordert die Kirche stark heraus, da sie auch selbst in vielerlei Hinsicht verwundet ist", erklärte der Kardinal. Gemeinsam mit anderen religiösen Führern wolle er seine Anstrengungen für einen Friedensdialog fortführen.

Hintergrund: Myanmar

Der in Südostasien gelegene Staat Myanmar ist auch unter seinem älteren Namen Burma beziehungsweise Birma bekannt. Das Land grenzt an Thailand, Laos, China, Indien und Bangladesch. Größte Stadt ist die am Irrawady-Delta gelegene 5-Millionen-Einwohner-Metropole Rangun/Yangon. Regierungssitz ist seit 2005 Naypyidaw im Zentrum des Landes.

Myanmar: Demonstranten halten Portraits von Aung San Suu Kyi hoch / © Daniel Ceng Shou-Yi (dpa)
Myanmar: Demonstranten halten Portraits von Aung San Suu Kyi hoch / © Daniel Ceng Shou-Yi ( dpa )
Quelle:
KNA