Zu dem Kongress werden in der Hauptstadt Nur-Sultan am 14. und 15. September rund 100 Delegationen aus 50 Ländern erwartet. Auch Papst Franziskus, der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., Großscheich Ahmed al-Tayyib von der Al-Azhar-Moschee in Kairo und Israels sephardischer Oberrabbiner Yitzhak Yosef wollen kommen.
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. sagte dagegen seine bereits angekündigte Teilnahme ab; er lässt sich von einem Metropoliten vertreten.
Erste Religionskonferenz im Jahr 2003
Der langjährige Staatschef Nursultan Nasarbajew lud 2003 erstmals zu der Religionskonferenz ein. Nach den islamistischen Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA wollte er damit laut eigener Aussage zu Frieden und Eintracht in der Welt beitragen. Kritiker werfen der Staatsführung vor, sie wolle mit dem Kongress Kasachstan international als Land ethnischer und religiöser Toleranz darstellen, aber keine Religionsfreiheit gewähren.
Die Erklärungen der bisherigen Kongresses seien an Allgemeinheit und Phrasen kaum zu übertreffen und hätten sich nicht auf aktuelle Konflikte mit religiöser Komponente ausgewirkt. Betont wurden etwa traditionelle Familienwerte und moralische Orientierungen, die gegen den Liberalismus verteidigt werden müssten.
Vatikan ist Dauergast
Kasachstans Staatsführung sieht sich als Vorreiterin des weltweiten interreligiösen Dialogs. Das Konzept der religiösen Eintracht stammt aus den 1990er Jahren. Der internationale Anspruch ist dabei typisch für Kasachstan. Das Land will wahrgenommen werden und international Verantwortung übernehmen.
Die jetzige Konferenz ist die erste unter Kassym-Schomart Toqajew, der 2019 Nasarbajew als Staatsoberhaupt ablöste. Er wird die Tagung in einem von Stararchitekt Norman Foster entworfenen Pyramidenbau besuchen, in der sich unter anderen Bischöfe in violetten Soutanen, protestantische Geistliche in schwarzen Talaren, Mullahs in Labbaadehs und buddhistische Mönche in ihren Safran-Roben versammeln.
Der Vatikan hat von Anfang an den Kongressen teilgenommen. Bei der vorherigen Religionskonferenz leitete Kardinal Francesco Coccopalmerio die Delegation des Heiligen Stuhls.