Zwar wurde noch nicht der "Tomos" (Bulle) zur Verleihung der Eigenständigkeit (Autokephalie) an die Ukrainische Orthodoxe Kirche promulgiert, wie dies vor allem von russischer und ukrainischer Seite erwartet worden war. Der Synod bekräftigte jedoch unter dem Vorsitz von Patriarch Bartholomaios I. seine Absicht, bei der Gewährung der Autokephalie "voranzuschreiten".
In seinem fünf Punkte umfassenden Beschluss entschied der Synod, den von der Russischen Orthodoxen Kirche laisierten und exkommunizierten Patriarchen von Kiew, Filaret Denisenko, von diesen Sanktionen loszusprechen und wieder in sein Amt einzusetzen. Gegen den heute 89-jährigen ukrainischen Oberhirten war 1995 vom Bischofskonzil der russisch-orthodoxen Kirche der Kirchenbann verhängt worden, nachdem er die Unabhängigkeit der von ihm geleiteten Kirche vom Moskauer Patriarchat erklärt hatte.
Appelle an Konstantinopel
Anfang 2018 hatte Filaret an Konstantinopel als gesamtorthodoxe Höchstinstanz appelliert, die über ihn verhängten Kirchenstrafen aufzuheben. Die Einzelheiten dieser Rehabilitierung wurden im September in London besprochen, wo Filaret sich mit Bartholomaios und dessen Ukraineexperten, Metropolit Emmanuel Adamakis von Paris, getroffen hatte.
Ebenfalls aufgehoben hat der Konstantinopler Synod den Moskauer Kirchenbann gegen den Primas der kleineren, bereits 1920 gegründeten "Ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche", Metropolit Makarij Maletyc. Die Aufhebung gilt auch für den Klerus und die Gläubigen der beiden Kirchenoberhäupter.
Drei kanonische orthodoxe Kirchen
Zusammen mit der bisher einzig von der Weltorthodoxie anerkannten ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats existieren damit in der Ukraine drei kanonische orthodoxe Kirchen. Aus ihnen soll jetzt nach dem Willen Konstantinopels die gemeinsame, einheitliche Autokephalkirche errichtet werden. Zu diesem Zweck wird das frühere Stavropegial-Kloster des Ökumenischen Patriarchats in Kiew wiedererrichtet. Es soll als Zentrum des Autokephalieprozesses dienen und Sitz der beiden im September entsandten Konstantinopler Exarchen werden.
Schließlich rief der Heilige Synod die zerstrittenen ukrainischen Kirchenlager auf, von Ausschreitungen gegeneinander abzusehen und sich nicht mit Gewalt in den Besitz von Kirchen, Klöstern und Einrichtungen anderer Gruppierungen zu setzen. Der Beschluss verschärft nach Einschätzung von Beobachtern den Konflikt mit dem Moskauer Patriarchat über die kirchliche Zuständigkeit für die Ukraine.