Musliminnen berichteten davon, dass sie etwa im Supermarkt grundlos beschimpft, beleidigt, geschubst oder am Kopftuch gezogen würden, sagte Pfeifer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ihre Forschergruppe "Hashtag Islam" hatte von 2018 bis zum Lockdown im März 2020 an Frauengruppen und -treffen in sechs Moscheegemeinden unterschiedlicher Ausrichtung in Nordrhein-Westfalen teilgenommen.
Terror nicht im Namen der Religion
Musliminnen werde immer wieder eine Auseinandersetzung mit Islamismus und Terrorismus aufgezwungen, sagte die Ethnologin. Manche lehnten diese Auseinandersetzung ab, weil sie damit nichts zu tun hätten. Andere betonten, sie seien selbst Deutsche, könnten aber die Ressentiments nachvollziehen und wollten aufklären.
Extremisten wie der "Islamische Staat" instrumentalisierten die Rassismus-Erfahrungen, um einen Gegensatz zwischen Muslimen und einer feindlichen westlichen Welt zu konstruieren, erklärte Pfeifer. Viele Moscheegemeinden jedoch distanzierten sich grundsätzlich von Anschlägen und stellten klar, dass Terror sich nicht mit Religion begründen lasse.
Kopftuch Zeichen der Demut vor Gott
Die befragten Musliminnen in den Moscheegemeinden sähen keinen Konflikt zwischen dem Islam und der deutschen Gesellschaft, erklärte die Ethnologin. Sie verstünden sich als Deutsche und schätzten ihre Rechte hierzulande. Gleichzeitig verstünden sie das Kopftuch oder den Gesichtsschleier als Ausdruck ihrer Freiheit, etwa sich "dem männlichen Blick der Gesellschaft zu entziehen".
Von den Frauen, die in der Moschee ein Kopftuch als Zeichen der Demut vor Gott trügen, legten manche das Kopftuch beim Verlassen wieder ab, andere erst zu Hause. Das Forschungsprojekt "Hashtag Islam - antimuslimische Hetze bis zur Medienfront des Islamischen Staats" läuft noch bis Mai 2022.