Kriminologin beginnt Dienst für Evangelische Kirche

"Dem Leid entgegentreten"

Die Kriminologin Katja Gillhausen tritt an diesem Montag ihren Dienst als Interventionsmanagerin in der Stabsstelle Aufarbeitung und Prävention der Evangelischen Kirche im Rheinland an. Sie soll bei Missbrauchsfällen eingreifen.

Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht (KNA)
Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Auf diesem Posten sei die 47-Jährige künftig maßgeblich verantwortlich für alle Interventionsmaßnahmen auf landeskirchlicher Ebene in Fällen sexualisierter Gewalt, teilte die Landeskirche am Mittwoch in Düsseldorf mit. 

Außerdem werde sie Leitungsgremien in Fragen der Intervention beraten, Hinweisen auf Täter schützende Strukturen nachgehen und Mitarbeitende bei der Einschätzung eines Verdachtsfalls unterstützen.

Die ausgebildete Polizeikommissarin studierte den Angaben zufolge Kriminologie und Polizeiwissenschaft und arbeitete unter anderem für die Polizeipräsidien Wuppertal und Krefeld, das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (NRW) und das Innenministerium NRW. 

"Verhindern, dass Schutzorte zu Tatorten werden"

Als Interventionsmanagerin wolle sie dazu beitragen, "dem Leid entgegenzutreten, das Betroffene durch Organe der evangelischen Kirche erfahren haben", erklärte Gillhausen. "Im Rahmen der Intervention möchte ich so verhindern, dass kirchliche Schutzorte zu Tatorten werden."

Die 2022 eingerichtete Stabsstelle Aufarbeitung und Prävention der rheinischen Kirche ist für die Gesamtkoordination aller Aktivitäten im Themenfeld sexualisierte Gewalt zuständig. Dazu gehören unter anderem auch eine Ansprechstelle für Betroffene sowie eine Meldestelle für Verdachtsfälle.

Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche

Die Zahl der Missbrauchsopfer in der evangelischen Kirche und Diakonie ist viel höher als bislang angenommen. Laut einer Studie sind seit 1946 in Deutschland nach einer Hochrechnung 9.355 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht worden. Die Zahl der Beschuldigten liegt bei 3.497. Rund ein Drittel davon seien Pfarrpersonen, also Pfarrer oder Vikare. Bislang ging die evangelische Kirche von rund 900 Missbrauchsopfern aus. Die Forum-Studie wurde von einem unabhängigen Forscherteam erarbeitet und in Hannover veröffentlicht.

Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr (dpa)
Gedruckte Ausgaben der Studie zu Missbrauch in der evangelischen Kirche liegen auf einem Tisch / © Sarah Knorr ( dpa )

 

Quelle:
epd