Kritik am Papstbesuch in Osttimor im September

Hohe Kosten und Vertreibung

Als vorletzte Station wird Papst Franziskus bei seiner Reise in die asiatisch-pazifische Region im September auch in Osttimor halt machen. In dem katholischen Staat regt sich jedoch Widerstand gegen den hohen Besuch.

Christus-Statue auf Osttimor (shutterstock)

Die erwarteten Ausgaben für den Papstbesuch in Osttimor haben Kritik örtlicher Menschenrechtsgruppen nach sich gezogen. Die von der Regierung angegebenen Kosten von rund 12 Millionen US-Dollar, davon alleine etwa eine Millionen für den Altar, seien vor dem Hintergrund der extremen Armut im Land deutlich zu hoch veranschlagt, sagte Mariano Ferreira von der Menschenrechtsorganisation Lao Hamutuk dem asiatischen Pressedienstes Ucanews (Donnerstag).

Viele Menschen im Land haben zu wenig zu essen 

Die Regierung habe dagegen nur 4,7 Millionen Dollar zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion vorgesehen, kritisierte der am Timor-Leste Institute for Development Monitoring and Analysis tätige Forscher. Dieses "wirklich niedrige" Budget könne kaum etwas dazu beitragen, die Nachhaltigkeit der Nahrungsmittelproduktion und -entwicklung der Landwirtschaft zu steigern.

Osttimor steht laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen vor großen Herausforderungen hinsichtlich der Ernährungssicherheit. Hohe Inflation und Wetterveränderungen hätten die Getreideproduktion reduziert, so dass derzeit rund 364.000 Menschen oder 27 Prozent der Bevölkerung unter akuter Ernährungsunsicherheit litten.

Familien werden für Papstmesse vertrieben

Für Unmut sorgt zudem der Ort für die Papstmesse in Tasi-Tolu, einem offenen Gebiet an der Küste, etwa acht Kilometer von der Hauptstadt Dili entfernt. Die Regierung hat für die Veranstaltung 23 Hektar Land beschlagnahmt, wodurch nach Angaben der Menschenrechtler 185 dort lebende Familien vertrieben würden. Pedrito Vieira, ein Koordinator des Land Network, sagte Ucanews, die Regierung habe den armen Familien bisher keine Alternativen angeboten. 

"Sie warten immer noch auf Entschädigung. Der Termin ihrer Vertreibung ändert sich ständig. Das Leben dieser Familien ist im Moment unsicher, sie wissen nicht, wohin sie gehen sollen." Land Network ist eine Koalition von Nichtregierungsorganisationen, die sich für Landrechte einsetzen.

Mehrheit der Bevölkerung ist christlich

Osttimor ist neben den Philippinen der einzige Staat in Ostasien mit einer christlichen Bevölkerungsmehrheit. Knapp 98 Prozent der Einwohner bekennen sich zur katholischen Kirche. Papst Franziskus wird das Land bei seiner Ostasienreise am 8. und 9. September erstmals besuchen. Zur Papstmesse werden rund 700.000 der 1,3 Millionen Einwohner erwartet.

Osttimor

Osttimor ist eine Republik in Südostasien. Der langgestreckte Inselteil von der ungefähren Fläche Thüringens grenzt westlich an Indonesien und liegt etwa 500 Kilometer nördlich von Australien.

Über etwa 400 Jahre gehörte Osttimor zum portugiesischen Kolonialreich, ehe es nach einem Bürgerkrieg um staatliche Unabhängigkeit 1975 von Indonesien annektiert wurde. Die brutale indonesische Besatzung endete 1999 im Zuge eines Referendums. Die Vereinten Nationen übernahmen bis zur förmlichen staatlichen Unabhängigkeit am 20. Mai 2002 die Kontrolle. Bis 2013 waren UN-Blauhelme im Land.

Kirche in Dili, Osttimor / © JhonyBartoh (shutterstock)
Kirche in Dili, Osttimor / © JhonyBartoh ( shutterstock )
Quelle:
KNA