Kritischer Konsum: Kann Einkaufen die Erde retten?

"An der Bewahrung der Schöpfung teilhaben"

Wie kann fair gehandelt werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die bundesweite "Faire Woche" derzeit. Dass jeder einzelne etwas tun kann, möchten die Jugendverbände verdeutlichen. Ihnen geht es um bewusstes Essen, Einkaufen, Wohnen und Reisen.

Einkaufen geht auch ohne Plastiktüte / ©  Arno Burgi (dpa)
Einkaufen geht auch ohne Plastiktüte / © Arno Burgi ( dpa )

DOMRADIO.DE: Warum machen Jugendverbände auf kritischen Konsum aufmerksam?

Pfarrer Dirk Bingener (Bundespräses vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend, BDKJ): Fairer Handel hat auch etwas mit dem Konsum eines jeden zu tun. Uns ist es natürlich wichtig, auch schon bei jungen Menschen anzufangen und dafür zu sensibilisieren, sorgsam mit Lebensmitteln umzugehen oder etwa Strom zu sparen. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Der Papst hat das in seiner Enzyklika betont: Alle können wir als Werkzeuge Gottes an der Bewahrung der Schöpfung teilhaben. Und alle müssen mitmachen. Ich persönlich denke, dass wir eine Menge bewirken können. Wenn nicht wir, wer sonst?

DOMRADIO.DE: Konsum so zu gestalten, dass die Erde nicht zerstört wird, die Idee kam bereits in den Gründerjahren der Umweltbewegung auf. Seit ein paar Jahrzehnten ist das Konsumverhalten also Thema. Was ist jetzt Ihr Ziel?

Pfarrer Bingener: Es bleibt wichtig, darüber zu informieren. Das tun wir, ob auf unserer Internetseite oder beim Gemeindefest. Die Bereiche werden ja immer vielfältiger. Wir müssen uns überlegen, wie gehen wir vernünftig mit Lebensmitteln um, wie finde ich mich im Siegel-Dschungel zurecht, was kann ich mit gutem Gewissen konsumieren? Wo stecken gerechte Arbeitsbedingungen und faire Preise dahinter?

Das sind aber auch Fragen zu, womit bewege ich mich ökologisch fort, nehme ich das Fahrrad, den Bus oder das Auto und welche Textilien trage ich und wo lege ich mein Geld ethisch korrekt an? Wie breit diese Thematik geworden ist, sieht man schon an der Zahl, dass es bei der "Fairen Woche" mehr als 2.000 Aktionen zum Thema gibt, die sich mit den unterschiedlichsten Aspekten beschäftigen.

DOMRADIO.DE: Die "Faire Woche" läuft immer zwei Wochen im Jahr. Ist das aufs ganze Jahr gesehen nicht ein bisschen wenig Zeit für so ein vielschichtiges Thema?

Pfarrer Bingener: Auch wenn die Aktion "Woche" im Titel trägt, dauert sie ja trotzdem schon 14 Tage. Das haben wir etwas ausgeweitet. Früher war es immer nur eine Woche. Nein, bei der "Fairen Woche" geht es darum, aktiv noch mal die Vielfalt der Ideen und Akteure deutlich zu machen. Und das Engagement der Jugendverbände läuft ja nicht nur diese Woche, sondern das ist ja immer mit Menschen und Gruppen verbunden, die sich das ganze Jahr über engagieren.

Deswegen finde ich es wichtig, dass man einmal im Jahr für alle deutlich macht, wie einfach es ist, fair zu konsumieren, und dann das ganze Jahr daran weiterarbeitet. Und ich muss Ihnen auch sagen, dass ich ganz beeindruckt bin von der Vielfalt derer, die dabei sind. Das sind ja nicht nur kirchliche Gruppen, sondern auch Verbraucherzentralen, Kommunen oder Schulen. Es ist eine breite Bewegung. 

Das Interview führte Katharina Geiger.


Dirk Bingener (dpa)
Dirk Bingener / ( dpa )
Quelle:
DR