DOMRADIO.DE: Bereits ab 1. November 2023 werden Sie sich in die neue Aufgabe einarbeiten. Sie sind dann zuständig für die Arbeits- und Einsatzfelder der Seelsorger. Wie gehen Sie diese Aufgabe an?
Dr. Markus Wasserfuhr (Pfarrer im Erzbistum Köln und ab 1. April 2024 neuer Leiter des Bereichs Pastorale Dienste): Zunächst mit großem Respekt vor der Aufgabe und mit viel Anerkennung dafür, wie Pfarrer Mike Kolb (derzeitiger Amtsinhaber, Anm. d. Red.) die Aufgabe wahrnimmt. Mit großer Wertschätzung für die pastoralen Dienste und in der Hoffnung, dass ich bei den pastoralen Diensten auch auf eine breite Akzeptanz treffe.
Und mit der Zuversicht, dass ich ein gutes Team von Mitarbeitenden haben werde, aber auch mit dem Bewusstsein, dass das bestimmt nicht einfach werden wird.
DOMRADIO.DE: Sie sind ein Mann der Praxis. Sie waren Hochschulseelsorger und zuletzt Pastor in Düsseldorf. Wie wichtig ist es, wenn man auf so einer Metaebene für die Seelsorgerinnen und Seelsorger da ist, dass man selber weiß, wie die Praxis ungefähr funktioniert?
Wasserfuhr: Die Seelsorgerinnen und Seelsorger sind ja, grob gesprochen, in zwei Einsatzfeldern tätig. Einmal in den Gemeinden vor Ort und einmal in den kategorialen Feldern wie in einem Krankenhaus, in der Jugendseelsorge, in der Justizvollzugsanstalt. Diese kategorialen Felder haben noch mal ihre eigenen Vorzüge und Schwierigkeiten.
Eines der Felder ist die Hochschulseelsorge, die ich hautnah erlebt habe. Und ich bin eben seit acht Jahren Pastor in einer Gemeinde in Düsseldorf. Da habe ich natürlich auch die Chancen, aber auch die Probleme und Sorgen in der Pfarreiseelsorge kennengelernt.
Die Erfahrungen in diesen beiden Feldern will ich einbringen, wenn es darum geht, für pastorale Dienste einen passenden Einsatzort zu finden und sie dann auch gut auf der Stelle zu begleiten.
DOMRADIO.DE: Das Erzbistum Köln ist gegenwärtig in der Krise. Das zeigen auch die hohen Austrittszahlen. Wie kann es da gelingen, die Motivation der Seelsorgerinnen und Seelsorger aufrechtzuerhalten?
Wasserfuhr: Da stehen wir vor großen Herausforderungen. Es gibt da große Anspannungen, und wir stehen ja auch vor Veränderungen im Erzbistum. Ich glaube, dass es vor allem wichtig ist, jede und jeden Einzelnen ernst zu nehmen und wertzuschätzen. Das ist, glaube ich, mal das erste Wichtige.
Und dann sind es ja jeweils individuelle Biographien. Jeder hat seine beziehungsweise ihre individuellen Bedürfnisse. Und dann gibt es noch mal eine jeweils individuelle Konstellation von Idealen, für die ich bereit bin, mich einzusetzen.
Ich glaube, dass für die Motivation eine gute Balance zwischen Zufriedenheit und Herausforderung wichtig ist. An Herausforderungen mangelt es im Moment nicht. Umso wichtiger wird es sein, gut für die Zufriedenheit der pastoralen Dienste zu sorgen.
DOMRADIO.DE: Stichwort Zufriedenheit. Wie muss man sich das eigentlich bei Ihrer neuen Aufgabe vorstellen? Sie sind zuständig für die Bereiche pastorale Dienste. Was wird da zum Beispiel ein konkreter Fall sein, wo Sie den Seelsorgerinnen und Seelsorger beistehen sollen?
Wasserfuhr: Es geht einmal darum, jeweils eine passende oder am Ende die bestmögliche Stelle für einen pastoralen Dienst zu finden. Dann wird es darum gehen, die pastoralen Dienste auf dieser Stelle zu begleiten. Es geht darum, die Bereitschaft zur Übernahme einer Stelle wertzuschätzen und zu fördern und dann auch die eigenen im Blick zu behalten und zu gucken, was sind denn da für Herausforderungen, die bewältigt werden müssen?
Ich nehme wahr, dass da auch in der letzten Zeit schon an Qualifizierungen und Trainings im Sinne von Fort- und Weiterbildung gearbeitet worden ist. Das wird sicherlich ein Thema sein, an dem ich in Zukunft weiterarbeiten werde.
DOMRADIO.DE: Es gibt immer weniger Priester, aber auch die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den anderen pastoralen Berufen nimmt ab. Welche Bedeutung kommt da gerade auf die Laien zu?
Wasserfuhr: Eine große und eine wichtige. Auf die sinkende Zahl von Priestern und auch der anderen pastoralen Dienste, aber auch auf eine gesunkene Zahl von Sonntagsmesse-Besuchern und im Blick auf die knapper werdende finanzielle Ressourcen, ist das Bistum ja schon eingegangen. Dieser Herausforderung stellt sich das Bistum durch die Errichtung von zukünftig größeren pastoralen Einheiten.
Für die konkrete Arbeit wird es wichtig sein, in einem Team mit verschiedenen anderen pastoralen Diensten zu arbeiten. Wünschenswert ist da auch die Mitarbeit von weiteren Hauptamtlichen und von hoffentlich vielen Ehrenamtlichen in den Gemeinden und in den kategorialen Feldern.
In diesen Teams wird man jeweils gucken müssen, welche Aufgaben übernommen werden können und welche Aufgaben auch übernommen werden wollen. Lösungen müssen wir da, glaube ich, immer zusammen finden – zusammen mit den pastoralen Diensten, womöglich auch zusammen mit ehrenamtlich Engagierten, zusammen mit dem Erzbischof. Und der Bereich pastorale Einheiten leistet auch seinen Beitrag.
Das Interview führte Mathias Peter.