Künstler mit Behinderung vollenden Kreuzweg in Hildesheim

An der Schmerzgrenze

Wenn Glaube schmerzt: In Hildesheim haben Künstler mit Behinderung den Kreuzweg Jesu neu interpretiert und sind dabei emotional an ihre Grenzen gekommen. In der Sankt-Godehard-Gemeinde stieß das Projekt auf große Zustimmung.

Kreuzweg-Zyklus in Hildesheim / © Nadine Uhl (KNA)

Ein von Künstlern mit Behinderung geschaffener Kreuzweg-Zyklus ist künftig fester Teil der katholischen Basilika Sankt Godehard in Hildesheim. Nachdem im vergangenen Jahr zunächst acht Bilder probeweise aufgehängt wurden, sind nun auch die verbleibenden sechs dauerhaft installiert worden. Sie sollen am 7. März offiziell gesegnet werden.

Geschaffen wurden die bunt und modern anmutenden Acryl-Bilder von 15 Künstlern des Ateliers "Wilderers", einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung der evangelischen Diakonie Himmelsthür in Hildesheim. "Die Gestaltung des Kreuzweges war für die beteiligten Künstlerinnen und Künstler eine intensive Erfahrung", sagte die Leiterin des Ateliers, Almut Heimann, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Die Auseinandersetzung mit dem Leiden Christi hat einige an ihre Grenzen gebracht."

Kreuzigungsszene schwer zu ertragen

Mit einem Kreuzweg erinnern viele Kirchengemeinden in der Fastenzeit und besonders am Karfreitag an den Tod Jesu am Kreuz. In nahezu jeder katholischen Kirche gibt es 14 bildliche Darstellungen, die seinen Leidensweg zeigen - von der Verurteilung bis zur Grablege.

Der Kreuzweg-Zyklus in der Basilika Sankt Godehard in Hildesheim / © Nadine Uhl (KNA)
Der Kreuzweg-Zyklus in der Basilika Sankt Godehard in Hildesheim / © Nadine Uhl ( (Link ist extern)KNA )

Besonders die Szene der Kreuzigung habe sich als sehr belastend erwiesen, so Heimann. "Eine Künstlerin hat sie letztlich alleine umgesetzt, da andere sich emotional nicht mehr in der Lage sahen, daran zu arbeiten." Statt der konkreten Szene malte sie symbolisch einen der Soldaten, die Jesus ans Kreuz schlugen, mit Hammer und Nagel in der Hand.

Intensität überzeugt die Gemeinde

In der Sankt-Godehard-Gemeinde stieß das Projekt auf große Zustimmung. Bei einer Abstimmung während der Fastenzeit im vergangenen Jahr sprach sich eine große Mehrheit der Teilnehmer für den dauerhaften Verbleib der Bilder in der Kirche aus. Vereinzelt gab es auch kritische Stimmen, die die moderne Darstellung als provokant empfanden.

"Die Künstler haben sich mit jeder Station intensiv inhaltlich auseinandergesetzt", sagte der scheidende Pfarrer der Gemeinde, Wolfgang Voges, der KNA. "Sie haben die Kreuzigung wirklich an sich herangelassen." Das sei in den Bildern zu spüren und habe die Gemeinde überzeugt.

Werke werden beim Kirchentag gezeigt

Einige der Werke werden auch außerhalb Hildesheims zu sehen sein: Ab dem 30. April stellt das Sprengel Museum Hannover sechs der Bilder aus. Die Ausstellung samt einer Podiumsdiskussion "Kunst und Kirche" sind Teil des Programms des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 30. April bis zum 4. Mai in Hannover stattfindet.