Im Skandal um sexuellen Missbrauch durch Priester solle damit einer Kultur des Schweigens und der Angst begegnet werden, zitierten mexikanische Medien am Donnerstag (Ortszeit) den diplomatischen Vertreter des Vatikan in Mexiko.
Der Sonderermittler unterstützt
In dieser Woche wurde bekannt, dass Papst Franziskus seinen obersten Missbrauchs-Aufklärer nach Mexiko schickt, um dort das Vorgehen der Kirche gegen sexuellen Kindesmissbrauch in den eigenen Reihen zu unterstützen. Wie die Mexikanische Bischofskonferenz und die Apostolische Nuntiatur mitteilten, wird Maltas Erzbischof Charles Scicluna ab 20. März ermitteln. Um Sciclunas Einsatz hatten Mexikos Bischöfe selbst gebeten. Ihnen gehe es darum, "die Opfer in ihrem Leid zu begleiten, Gerechtigkeit zu suchen und zur Heilung beizutragen", erklärten sie in einem Schreiben. Coppola sagte am Donnerstag, die Delegation komme ohne Vorurteile und nicht, um zu richten.
Scicluna ist bereits seit Jahren an der vatikanischen Glaubenskongregation als Ermittler tätig und war dabei mit der Untersuchung mehrerer Missbrauchsskandale befasst. Bei seinem aktuellen Auftrag wird der Kirchenrechtler vom ebenfalls an der Glaubenskongregation tätigen spanischen Priester Jordi Bertomeu begleitet.
Ähnlich wie bei früheren Einsätzen sind auch diesmal der Empfang von Missbrauchsbetroffenen und die Anhörung ihrer Vorwürfe die wichtigsten Aufgaben Sciclunas. Ort ist die Nuntiatur in Mexiko-Stadt, die in ihrem Aufruf an Betroffene "völlige Vertrautheit" zusicherte. Zum Auftakt seiner einwöchigen Ermittlungen wird Scicluna alle Bischöfe Mexikos treffen, zudem steht eine Begegnung mit den Provinzoberen der in Mexiko tätigen Ordensgemeinschaften auf dem Programm.
Nulltoleranz-Prinzip im Zivil- und Kirchenrecht verankern
Ziel des Einsatzes sei es, "das Nulltoleranz-Prinzip im Zivil- und Kirchenrecht besser zu verankern", hieß es in dem vom Bischofskonferenz-Vorsitzenden, Erzbischof Rogelio Cabrera Lopez, und Generalsekretär Alfonso Miranda Guardiola unterzeichneten Brief. Die Bischofskonferenz verpflichtet sich in dem Schreiben zur "Auslöschung der Geißel des Missbrauchs" in der katholischen Kirche Mexikos.
Im Januar hatte sich die Bischofskonferenz für eine Anzeigenpflicht bei Missbrauchsvergehen ausgesprochen und die Einsetzung einer Ermittlungskommission angekündigt. Anlass war eine Welle von Klagen gegen mexikanische Priester: Laut dem spanischen Onlineportal elpais.com gab es seit 2010 insgesamt 426 entsprechende Gerichtsverfahren, wobei sich 271 Fälle direkt auf Kindesmissbrauch und 155 weitere auf andere Vergehen wie etwa Kinderpornografie bezogen. 253 Gerichtsverfahren sind laut "El Pais" bereits abgeschlossen, 173 noch bei der Justiz anhängig. Den Angaben zufolge wurden in den vergangenen Jahren bisher 217 mexikanische Geistliche aus dem Klerikerstand entlassen.