Wie das kirchliche Portal risu.ua berichtet, wurde als Übergabetermin für das über Jahrzehnte vom Staat verwaltete Gotteshaus im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt der 1. Juni 2022 festgesetzt. Auch über die Durchführung dringender Renovierungsarbeiten gibt es ein Abkommen. "Dank der Bemühungen vieler Gläubigen wird historische Gerechtigkeit wiederhergestellt, und das christliche Heiligtum kann in den Schoß der Kirche zurückkehren", heißt es dort.
Zweitältestes katholisches Kirchengebäude in Kiew
Die von 1899 bis 1909 nach Plänen von Architekt Wladyslaw Horodecki im neugotischen Stil erbaute Kathedrale hat zwei 62 Meter hohe Spitzbogentürme und ist nach der Alexanderkirche das zweitälteste römisch-katholische Kirchengebäude in Kiew. Bereits in den 1930er Jahren wurde die Kirche vom kommunistischen Regime geschlossen und als Lager benutzt, ehe sie im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde.
In der Nachkriegszeit wurde sie teils renoviert und beherbergte das Archiv der Region Kiew. Seit 1980 ist darin das Haus der Orgel- und Kammermusik untergebracht, das das abermals umgebaute Kirchengebäude auch als Konzertsaal nutzt.
1992 wurde der römisch-katholischen Kirche erlaubt, in der Kathedrale parallel zum Konzertbetrieb auch wieder regelmäßig Gottesdienste zu feiern; seither gibt es Bemühungen um eine Rückgabe. Hemmend war lange Zeit vor allem die Frage des Transports der für den Konzertsaal des Hauses der Orgel- und Kammermusik gebauten Orgel in ein anderes Gebäude.
Das enorm große Instrument wurde allerdings bei einem Brand Anfang September zerstört, wobei auch Teile des Gebäudeinneren Schaden nahmen. Als Brandursache gilt ein technischer Defekt an der Orgel.
Renovierungsarbeiten sollen bis März abgeschlossen sein
Die im Oktober angelaufenen Renovierungsarbeiten der Kirche, die schon vor dem Brand in schlechtem Zustand war und eine umfassende Erneuerung braucht, sollen bis März abgeschlossen sein. Dann könnte die Kathedrale, ein kulturelles Erbe von nationaler Bedeutung, der Pfarrgemeinde Sankt Nikolaus bereits übergeben werden, statt erst nach dem Umzug des Musikhauses in ein neues Gebäude 2023.