Wisconsin startet Untersuchung von Missbrauch durch Priester

"Längst überfällig"

Der US-Bundesstaat Wisconsin hat Untersuchungen über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche angekündigt. Dies sei "längst überfällig", sagte Generalstaatsanwalt Josh Kaul, der die Diözesen des Staates über den Schritt informiert hatte.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Chefankläger von Wisconsin hatte bereits in der vergangenen Woche die fünf Diözesen des Staates und mehrere Ordensgemeinschaften über die Ermittlungen in Kenntnis gesetzt. Opfer und Angehörige erwarteten eine "faire und unabhängige Überprüfung des Missbrauchs von Geistlichen", so Kaul laut Sender "Wisconsin Public Radio".

"Wir hoffen, dass die Diözesen und die Ordensgemeinschaften mit uns zusammenarbeiten."

Kirche hat Bedenken

Jerry Topczewski, Sprecher des Erzbischofs Milwaukee, erklärte allerdings laut Bericht, die Kirche habe Bedenken über "die negativen Auswirkungen, die dies auf Missbrauchsüberlebende haben könnte", indem sie vor der Öffentlichkeit erneut zu Opfern würden.

Zudem könne man der Kirche nicht vorwerfen, dass sie nicht alle möglichen Schritte unternommen habe, um Fragen in Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch anzugehen, sagte Topczewski. "Wir verstehen auch die Rechtsgrundlage für die Untersuchung nicht."

Der Generalstaatsanwalt kündigte an, dass Justizbeamte des Bundesstaates nun Akten und Dokumente von Diözesen und Ordensgemeinschaften überprüften und Berichte von Opfern, Angehörigen und Opferanwälten entgegennähmen.

Staatsanwaltschaft braucht Beweise

Er verwies darauf, dass bereits eine Liste mit etwa 160 Fällen von Missbrauch durch Priester in Wisconsin veröffentlicht sei. Es gehe auch um strafrechtliche Verfolgung, obwohl viele gemeldete Fälle vor zu langer Zeit passiert seien, um die Täter noch zur Rechenschaft ziehen zu können.

Peter Isley, ein Missbrauchsopfer und Leiter von "Nates Mission", einer staatlichen Gruppe, die sich der Missbrauchsbekämpfung widmet, forderte Opfer auf, sich mit Informationen an den Staat zu wenden.

"Im Moment brauchen diese Staatsanwälte Beweise", so Isley. Opfer hätten eine "öffentliche Pflicht und Verantwortung", Verbrechen zu melden.


Quelle:
KNA