Lässt der Staat auf Philippinen Umweltschützer entführen?

Kirche mit schwerer Anschuldigung

Die Kirche auf den mehrheitlich katholischen Philippinen beklagt gezielte Gewalt des Staates gegen Umweltschützer. Systematische Entführungen von Aktivisten im ganzen Land deuteten darauf hin, sagte Bischof Gerardo Alminaza.

Symbolbild Gefängnis auf den Philippinen / © MIA Studio (shutterstock)
Symbolbild Gefängnis auf den Philippinen / © MIA Studio ( shutterstock )

Staatliche Kräfte seien in den Fällen die Schuldigen, zitiert der asiatische Pressedienst Ucanews (Dienstag) den Bischof.

Täter aus Militär, Polizei und Beamte staatlicher Institutionen, die an Entführungen beteiligt seien, müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Konkret benannte Alminaza das Verteidigungsministerium sowie die "Nationale Task Force zur Beendigung des bewaffneten lokalen kommunistischen Konflikts".

Task Force gegen Kommunisten

Zuletzt waren Anfang September die beiden Umweltaktivistinnen Jonila Castro (21) und Jhed Tamano (22) von Sicherheitskräften verschleppt worden. Nach ihrer Freilassung am 19. September traten sie bei einer von den Behörden veranstalteten Pressekonferenz auf; sie sagten jedoch, sie seien zu einer schriftlichen Erklärung gezwungen worden, dass sie sich freiwillig gestellt hätten.

Ein Sprecher des "Nationalen Sicherheitsrates der Philippinen" wies Berichte zurück, wonach die beiden Frauen Umweltaktivistinnen seien. Es handele sich um "Linke".

Diese Task Force gegen Kommunisten beschuldigt seit langem weltliche und kirchliche Regierungskritiker ohne Beweise als kommunistische Sympathisanten. Die von Präsident Rodrigo Duterte begonnene und unter seinem Nachfolger Ferdinand Marcos Jr. fortgesetzte Praxis des "Red Tagging" kann zu Verhaftung, Inhaftierung oder gar Ermordung der Betreffenden führen.

Schlimmster Ort in Asien für Landrechts- und Umweltaktivisten

Menschenrechtler werfen den Philippinen seit Jahren vor, dass Täter von Entführungen, willkürlichen Verhaftungen und Tötungen von Aktivisten straflos blieben. Die in London ansässige Umweltgruppe Global Witness stufte die Philippinen mit 270 getöteten Aktivisten zwischen 2012 und 2021 als den schlimmsten Ort in Asien für Landrechts- und Umweltaktivisten ein. Mehr als 40 Prozent der ermordeten Aktivisten seien Angehörige der indigenen Völker des Landes gewesen.

Kirche auf den Philippinen

Die Philippinen sind neben dem kleinen Osttimor das einzige asiatische Land mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Etwa 80 Prozent der rund 109 Millionen Philippiner gehören der römisch-katholischen Kirche an; zudem gibt es rund 5 Prozent Muslime. Mehr als 330 Jahre spanischer Kolonialherrschaft haben den katholischen Glauben tief in der Gesellschaft verwurzelt. Der starke Volksglaube widerstand auch dem Versuch einer Protestantisierung nach Übernahme des Archipels durch die USA 1898.

Papstmesse zu 500 Jahren Christentum auf den Philippinen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papstmesse zu 500 Jahren Christentum auf den Philippinen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA