Die Lage vor Ort sei trotz der zuletzt auf rund 2.200 Geflüchtete reduzierten Bewohnerzahl weiterhin "menschenunwürdig und unzureichend", erklärte die Organisation am Freitag in Wien. Trotz des nahenden Winters gebe es keine ausreichende Versorgung mit Heizstrahlern und aufgrund der schlechten Stromversorgung oft keine Elektrizität. Auch die Hygienebedingungen seien ein großes Problem.
Papst der Geflüchteten
Am Sonntag wird Papst Franziskus in Begleitung der griechischen Präsidentin Katerina Sakellaropoulou auf der Mittelmeerinsel erwartet. Geplant sei eine Begegnung mit rund 200 Flüchtlingen. "Das Mittelmeer ist zu einem großen Friedhof geworden", klagte der Papst jüngst in einer Videobotschaft. Er denke an all jene, die in den vergangenen Jahren vor Krieg und Armut nach Europa oder anderswohin flohen. Statt mit Gastfreundschaft werde ihnen mit Feindseligkeit begegnet, sie würden sogar ausgebeutet. "Es sind unsere Brüder und Schwestern", betonte Franziskus. Die Flüchtlingslager auf Lesbos hatte er bereits im April 2016 besucht.
"Wir hoffen, dass der Besuch des Papstes dazu beitragen wird, zusätzliche Aufmerksamkeit auf die dramatischen Ereignisse in der Ägäis und auf den griechischen Inseln zu lenken", teilte der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland, Konstantinos Psykakos, mit.
Restriktive EU-Migrationspolitik
Eine zunehmend restriktive Politik verweigere den Menschen den Zugang zu menschenwürdigen Bedingungen und fairen Asylverfahren, sobald sie in Europa sind, so Psykakos. "Das Leid, das unsere medizinischen Teams beobachten und zu lindern versuchen, ist völlig vermeidbar. Es ist das Ergebnis dieser absolut einseitigen Priorität der EU und Griechenlands, Migration zu stoppen und Menschen um jeden Preis davon abzuhalten, Asyl in Europa zu beantragen." Die Staats- und Regierungschefs der EU müssten sich darauf konzentrieren, "wie Menschen in Not geschützt und unterstützt werden können, anstatt zu versuchen sie zu stoppen, abzuschrecken, einzusperren und sie zurückzudrängen".