Laien erhalten erstmals Stimmrecht bei Bischofssynoden

Die Hälfte sollen Frauen sein

Bei weltweiten Synoden im Vatikan können künftig auch Frauen und Männer gleichberechtigt mitberaten und abstimmen, die keine Kleriker oder Ordensleute sind. Bislang hatten nur Bischöfe sowie das Orden-Führungspersonal Stimmrecht.

Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode  / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode / © Paul Haring ( KNA )

Das teilten die für die aktuelle Weltsynode zuständigen Kardinäle Mario Grech und Jean-Claude Hollerich am Mittwoch im Vatikan mit. Katholische Laien konnten bislang lediglich als Berater (Auditoren) hinzugezogen werden.

Künftig können bis zu 80 Nichtbischöfe an den Weltbischofssynoden teilnehmen, davon fünf Ordensfrauen und fünf Ordensmänner. Unter den übrigen 70 Nichtbischöfen sollen künftig mindestens die Hälfte Frauen sein. Hollerich und Grech betonten bei der Vorstellung der Änderungen, dass die Bischofssynode trotz dieser Neuerungen im kirchenrechtlichen Sinne eine Bischofssynode bleibe.

Weltbischofssynoden gibt es erst seit 50 Jahren

Die Weltbischofssynode ist das Organ, in dem das weltweite Bischofskollegium den Papst verbindlich berät. Es wurde 1965 von Papst Paul VI. geschaffen. Die Versammlungen können mit Zweidrittelmehrheit Beschlüsse fassen, die der Papst in einem sogenannten nachsynodalen Schreiben als verbindliche Kirchenlehre übernehmen kann, aber nicht übernehmen muss.

Bei den für Oktober 2023 und 2024 angesetzten Versammlungen der Bischöfe soll es um das Thema Synodalität gehen. Papst Franziskus hat wiederholt deutlich gemacht, dass er künftig die gesamte Kirche, also auch ungeweihte Katholikinnen und Katholiken, an Beratungen und Entscheidungen der Synoden beteiligen will.

Logo der Weltsynode in spanischer Sprache (KNA)
Logo der Weltsynode in spanischer Sprache / ( KNA )

In den Ostkirchen und in vielen protestantischen Kirchen haben Synoden seit Jahrhunderten das Entscheidungsrecht bei Wahlen und in kirchlichen Grundsatzfragen. Die katholische Kirche sucht seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 - 1965) nach Wegen, die Alleinherrschaft des Papstes durch kollegiale und synodale Beratungsgremien zu ergänzen.

Papst von Initiative "begeistert"

Kardinal Jean-Claude Hollerich, der Leiter der Antragskommission, die die Änderung auf den Weg gebracht hat, sagte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), Papst Franziskus sei davon "sofort begeistert" gewesen und habe die Initiative unterstützt. Die Zahl von 80 Nicht-Bischöfen ergebe sich aus den bereits zehn vorgesehenen Ordensleuten und der Kapazität des Synodensaals, so der Luxemburger, der als vorgesehener "Generalrelator" eine zentrale Rolle für die Formulierung der Synoden-Ergebnisse spielen wird.

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Auf die Frage, ob sich das Synodenklima durch die veränderte Stimmregelung verändern wird, sagte Hollerich: "Ich glaube ja. Es wird sich vor allem durch den Prozess und das Miteinandersprechen im Heiligen Geiste verändern. Da lässt man nicht einfach nur Meinungen aufeinander treffen, sondern schaut zusammen: Was möchte Gott von der Kirche heute?" Zugleich betonte er, die Änderung stehe auf der Grundlage von "Lumen gentium", dem zentralen Text des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über die Kirche.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

 

Quelle:
KNA