Laienbewegung "Sodalicio" bestätigt Auflösung durch den Paps

Entschuldigung bei Opfern

Die katholische Gemeinschaft "Sodalicio" in Brasilien stand schon länger wegen Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt in der Kritik. Nun wurde die ursprünglich peruanische Gemeinschaft mit knapp 20.000 Mitgliedern aufgelöst.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © udra11 (shutterstock)

Die umstrittene katholische Gemeinschaft "Sodalitium Christianae Vitae" hat ihre Auflösung durch Papst Franziskus bestätigt. In einer am Freitag (Ortszeit) im brasilianischen Aparecida veröffentlichten Mitteilung akzeptierte die Organisation die Entscheidung des Papstes und entschuldigte sich bei den von Missbrauch betroffenen Mitgliedern der Kongregation.

Im Juli und August 2023 hatte eine kirchenrechtliche Untersuchung schweren Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt innerhalb der aus Peru stammenden Gemeinschaft ans Licht gebracht, die in Lateinamerika kurz "Sodalicio" genannt wird. Im September 2024 wurden zehn Mitglieder auf Geheiß des Papstes aus dem Sodalicio entlassen. Einen Monat zuvor hatte der Vatikan bereits den Gründer Luis Fernando Figari nach Vorwürfen sexuellen Missbrauchs offiziell aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.

"Wir möchten als Versammlung mit Trauer und tiefer Reue unsere Bitte um Vergebung gegenüber den Opfern und all jenen zum Ausdruck bringen, die von den verschiedenen Missbräuchen in unserer Geschichte betroffen sind, für die Wunden, die sie verursacht haben, und für den ganzen Skandal, der dadurch entstanden ist", heißt es in der nun veröffentlichten Erklärung der Generalversammlung der katholischen Gemeinschaft.

Rund 20.000 Mitglieder

Mit etwa 20.000 männlichen Mitgliedern, die, egal ob Priester oder nicht, ehelos leben und Gelübde ablegen, zählte das Sodalicio zu den mittelgroßen Spezialgemeinschaften in der katholischen Kirche. Es war größer als die meisten klassischen Ordensgemeinschaften, aber kleiner und weniger weit verbreitet als etwa das Opus Dei oder die Neokatechumenalen.

Die Gemeinschaft wurde 1971 in der peruanischen Hauptstadt Lima gegründet. Binnen weniger Jahre erlangte die Gruppe als Gegenbewegung zur politisch als linkslastig empfundenen Befreiungstheologie großen Einfluss in der katholischen Kirche. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) erkannte die Organisation 1997 offiziell an. Im Vatikan wurde die Bewegung damals hoch geschätzt. Sie füllte ihre Priesterseminare und Ordenshäuser mit jungen Mitgliedern, während die Seminare anderer Ordensgemeinschaften immer leerer wurden. Hinweise, dass es dabei zu Misshandlungen gekommen sei, wurden von den örtlichen Kirchenoberen lange Zeit nicht verfolgt.

Das Sodalicio, zu dem auch ein weiblicher Zweig gehörte, verfügte laut Medienberichten über erhebliche Vermögenswerte. Unklar ist derzeit noch, ob diese an eine noch zu gründende Nachfolgeorganisation übergehen oder anderen kirchlichen Stellen übereignet werden.

Italiens Bischöfe planen Studie zu Missbrauch durch Geistliche

Italiens Bischöfe planen eine Pilotstudie über sexuellen Missbrauch durch Geistliche in den Jahren 2001 bis 2021. Dazu wurde in den vergangenen Monaten eine Testphase mit Beteiligung einiger Diözesen durchgeführt, wie die Italienische Bischofskonferenz zum Abschluss ihrer Vollversammlung in Rom mitteilte. Für die wissenschaftliche Untersuchung seien das Istituto degli Innocenti in Florenz und das Zentrum für Opferforschung und Sicherheit in Bologna zuständig. Sie seien als unabhängige Institutionen anerkannt.

Italienische Bischöfe hinter einer Madonnenfigur / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Italienische Bischöfe hinter einer Madonnenfigur / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )