Der leitende evangelische Theologe sprach am Samstag mit dem Bremer "Weser-Kurier" über den Weiterbetrieb der letzten deutschen Kernkraftwerke. Die Entscheidung priorisiere eine Notsituation, "die ja an vielen Stellen auch eine soziale Notsituation von Menschen ist", so Ralf Meister. Das sei im Moment wichtiger als die Entscheidung, im Dezember alle Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen.
Laufzeitverlängerung aus Solidarität
Mit Blick auf das niedersächsische Atomkraftwerk Lingen ergänzte er, auch die Laufzeitverlängerung dort sei ethisch gerechtfertigt, wenn diese Solidarität dazu diene, dass gerade die Ärmsten ihre Stromrechnungen noch bezahlen könnten. Meister gehörte bis 2016 der Kommission für die Suche nach einem atomaren Endlager an.
Nach wochenlangem Streit in der Bundesregierung hat das Kabinett kürzlich grünes Licht für einen befristeten Weiterbetrieb von drei Atomkraftwerken gegeben: Mit der vorgesehenen Änderung des Atomgesetzes können die Kernkraftwerke Isar-2, Neckarwestheim-2 und Emsland noch bis Mitte April 2023 weiterbetrieben werden. Die Abschaltung der letzten laufenden Kernkraftwerke in Deutschland war ursprünglich für Ende dieses Jahres geplant. Grund für die Laufzeitverlängerung ist die Energiekrise.