Landesbischof sieht Kirchenasyl als "unglaubliches Privileg"

"Wir erleben, wie die Akzeptanz schwindet"

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat es als "unglaubliches Privileg" bezeichnet, in einem Staat zu leben, der mit dem sogenannten Kirchenasyl "humanitären Widerstand aus Gewissensnot außerhalb des Rechts akzeptiert".

Der evangelische Landesbischof von Hannover Ralf Meister / ©  Nancy Heusel (epd)
Der evangelische Landesbischof von Hannover Ralf Meister / © Nancy Heusel ( epd )

"Wir nutzen dieses religiöse Selbstbestimmungsrecht, welches Raum für humanitäre Eingriffe ermöglicht und wollen es weiterhin nutzen", sagte Meister am Mittwoch in einem Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche Rotenburg bei Bremen.

Akzeptanz schwindet

"Doch wir erleben, wie diese Akzeptanz schwindet", räumte Meister ein. In den vergangenen Monaten gab es bundesweit mehrere Fälle, in denen Behörden Kirchenasyle in evangelischen Gemeinden geräumt haben.

Bei einem Kirchenasyl gewährt eine Kirchengemeinde von Abschiebung bedrohten Geflüchteten einen zeitlich befristeten Schutz. Ziel ist es, eine erneute sorgfältige Prüfung ihrer Situation durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu erreichen. 

Menschen, denen durch eine Abschiebung Gefahren für Leib, Leben oder Freiheit oder nicht hinnehmbare Härten drohen, sollen dadurch ein neues Asylverfahren oder ein Bleiberecht in Deutschland erhalten.

Kirchenasyl

Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerber auf, um eine Abschiebung abzuwenden, weil diese für den Flüchtling eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt. Schon aus dem vierten Jahrhundert ist bekannt, dass Flüchtlinge in Kirchen Schutz suchten.

Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd