Mehr Kinder als je zuvor leben laut Unicef in Konfliktgebieten auf der ganzen Welt oder wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Insgesamt lebten 473 Millionen Kinder - mehr als jedes sechste Kind weltweit - in betroffenen Regionen, teilte das Deutsche Komitee der Kinderhilfsorganisation am Samstag in Köln mit.
Der Anteil von Mädchen und Jungen aus Konfliktgebieten habe sich zudem verdoppelt: von etwa zehn Prozent in den 1990er Jahren auf heute fast 19 Prozent. Einen weiteren Negativrekord gebe es mit fast 33.000 weltweiten Kinderrechtsverletzungen, laut den neuesten Daten von 2023. Die Zahl an Kindern, die getötet oder verletzt würden, die an Mangelernährung litten oder denen lebenswichtige Impfungen fehlten, werde künftig noch steigen, befürchten die Experten.
Für rund 80 Prozent des humanitären Bedarfs weltweit sind nach Angaben von Unicef Konflikte verantwortlich. Diese beeinträchtigten den Zugang zu lebensnotwendigen Dingen wie sauberem Wasser, Nahrung und medizinischer Versorgung. Die Zahl der Konflikte ist laut Global Peace Index die höchste seit dem Zweiten Weltkrieg.
"Eines der schlimmsten Jahre"
Bis Ende 2023 seien 47,2 Millionen Kinder aufgrund von Konflikten und Gewalt vertrieben worden. Die Trends von 2024 wiesen auf einen weiteren Anstieg, weil sich verschiedene Konflikte weiter zuspitzten. Dies gelte für den Libanon, Myanmar und die palästinensischen Gebiete. Kinder und Jugendliche seien überdurchschnittlich oft betroffen.
Sie machten 30 Prozent der Weltbevölkerung aus, im Durchschnitt aber 40 Prozent der Geflüchteten und 49 Prozent der im eigenen Land Vertriebenen. Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell nannte 2024 "eines der schlimmsten Jahre für Kinder in Konfliktsituationen in der 78-jährigen Geschichte von Unicef."
Laut der Organisation ist auch die Lage von Frauen und Mädchen besorgniserregend, vor allem wegen Berichten über Vergewaltigungen und anderer sexueller Gewalt.