Unicef-Generaldirektorin bittet um Gnade gegenüber Kindern

Russische Raketen auf dem Kirchen-Rückweg

Infolge eines russischen Raketenangriffs sind im nordukrainischen Tschernihiw offiziellen Angaben zufolge mindestens sieben Menschen getötet worden, darunter ein Kind. Einige der Opfer waren gerade auf dem Rückweg von der Kirche.

Auf diesem von der Nationalen Polizei der Ukraine via AP zur Verfügung gestellten Foto bedeckt ein Mann eine Leiche nach einem russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Tschernihiw / © ---/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa  (dpa)
Auf diesem von der Nationalen Polizei der Ukraine via AP zur Verfügung gestellten Foto bedeckt ein Mann eine Leiche nach einem russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Tschernihiw / © ---/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa ( dpa )

Weitere 144 Menschen seien durch den Beschuss im belebten Stadtzentrum verletzt worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache in der Nacht zum Sonntag. Auch unter den Verletzten seien 15 Kinder.

500 Sakralbauten in der Ukraine infolge der russischen Invasion zerstört

Mindestens 494 Sakralbauten in der Ukraine sind infolge der russischen Invasion in der Ukraine zerstört, beschädigt oder geplündert worden, und die Beschlagnahmung von kirchlichen Gebäuden als Standorte für russische Militärbasen vergrößert nach Berichten des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit das Ausmaß der Zerstörung zusätzlich.

Ikone der Muttergottes aus der Region Odessa (Ukraine) im Fuldaer Dom am 26. September 2022 in Fulda. Neben der Ikone hängt eine Fahne der Ukraine und eine Kerze brennt. Eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine hatte die Ikone mitgebracht / © Harald Oppitz (KNA)
Ikone der Muttergottes aus der Region Odessa (Ukraine) im Fuldaer Dom am 26. September 2022 in Fulda. Neben der Ikone hängt eine Fahne der Ukraine und eine Kerze brennt. Eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine hatte die Ikone mitgebracht / © Harald Oppitz ( KNA )

Der ukrainische Staatschef kündigte zudem Vergeltung an: "Unsere Soldaten werden Russland eine Antwort auf diese Terrorattacke geben", sagte er.

Russischer Raketenangriff Theater- und Kirchennähe

Zuvor hatte Selenskyj mitgeteilt, dass unweit des Tschernihiwer Theaters eine Rakete eingeschlagen war.

"Es ist ein ganz gewöhnlicher Samstag, den Russland in einen Tag des Schmerzes und des Verlusts verwandelt hat", schrieb er dazu.

Dazu veröffentlichte er ein kurzes Video, in dem Trümmerteile auf dem Bürgersteig zu sehen sind.

Ukrainische Medien wiesen zudem darauf hin, dass viele Menschen an diesem Tag ein Erntefest feierten und deshalb gerade auf dem Rückweg aus der Kirche waren, als die Rakete einschlug.

Unicef-Regionaldirektorin ruft zu Kinderschutz im Krieg auf

Nach dem russischen Angriff auf Tschernihiw, bei dem auch Kinder getötet oder verletzt wurden, rief die Unicef-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, Regina De Dominicis, erneut alle Parteien dazu auf, Zivilisten zu schützen und Kinder aus der Schusslinie zu halten.

Mehr als 1700 Kinder hätten bisher im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ihr Leben gelassen oder Verletzungen erlitten, beklagte De Dominicis in einer Mitteilung vom Samstagabend.

"Die Angriffe müssen aufhören. Kinder müssen geschützt werden. Diesem Land muss die Chance auf Frieden gegeben werden und seinen Kindern die Chance auf eine Zukunft", forderte sie.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
dpa