Wieder Todesstrafe wegen Blasphemie für Christen in Pakistan

Lebenslange Haftstrafe umgewandelt

Ein Berufungsgericht in Lahore hat die lebenslange Haft eines wegen Blasphemie verurteilten Christen in die Todesstrafe umgewandelt. Das Gericht sei dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft gefolgt, dies sei die einzig angemessene Strafe für Blasphemie.

Christen in Pakistan bei einem Protestmarsch / © Shahzaib Akber (dpa)
Christen in Pakistan bei einem Protestmarsch / © Shahzaib Akber ( dpa )

Der 28-jährige Sajjad Masih Gill, ein Mitglied der protestantischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, war 2011 wegen einer angeblich den Propheten Mohammed beleidigenden SMS von einem Muslim angezeigt und 2013 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Die Blasphemiebilanz 2020/21 des mehrheitlich sunnitisch-islamischen Pakistan ist zwiespältig. Im September 2020 wurde ein 37-jähriger Christ in Lahore wegen Blasphemie zum Tod verurteilt. Im Juli 2020 wurde ein wegen Blasphemie angeklagter muslimischer Pakistaner mit US-Staatsbürgerschaft im Gerichtssaal von einem fanatischem Muslim erschossen.

Auch überraschende Freisprüche in der Vergangenheit

Andererseits wurden im Herbst überraschend zwei wegen Blasphemie vor Gericht stehende Christen freigesprochen. Im Februar wurde die seit langem erwartete Berufungsverhandlung eines zum Tode verurteilten christlichen Ehepaars ohne Anhörung verschoben. In dieser Woche wurde dann überraschend ein zu zehn Jahren Haft verurteilter 20-jähriger Christ bis zu seiner Berufungsverhandlung gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.

Blasphemie gilt in Pakistan als Kapitalverbrechen, das mit dem Tode bestraft werden kann. Neben Muslimen werden häufig Christen Opfer des Blasphemiegesetzes. Prominentester Fall war die Katholikin Asia Bibi, deren Todesurteil nach fast neun Jahren in der Todeszelle im Januar 2019 durch das höchste Gericht Pakistans letztinstanzlich aufgehoben wurde. Im Mai 2019 konnte sie unter größter Geheimhaltung nach Kanada ausreisen.


Quelle:
KNA