Lehmann und Huber bekräftigen Positionen

Stammzellenfrage belastet Ökumene

Wenige Tage vor der Stammzell-Debatte im Bundestag wird erneut der Konflikt zwischen katholischer und evangelischer Kirche deutlich. Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber verteidigte erneut sein Eintreten für eine Lockerung der Stammzellgesetzes. Kardinal Karl Lehmann sieht dadurch die Ökumene belastet.

 (DR)

"Der bisherige bioethische Grundkonsens, der gewiss immer schon bedroht war, gerät ins Wanken", sagte der scheidende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". Auf der evangelischen Seite gebe es aber inzwischen differenzierte Stellungnahmen, "das letzte Wort" sei nicht gesprochen.

"Deswegen müssen die Scherben nicht für immer bleiben", sagte Lehmann und forderte: "Wir müssen noch intensiver über die Würde und das Lebensrecht des Embryos von Anfang an sprechen, ohne Abstufungen im Blick auf den Wert des Menschseins und das Recht auf Leben." Dies sei nicht nur ein evangelisch-katholisches Problem, sondern "die Grundfrage nach dem sogenannten moralischen Status des Embryos ist entscheidend für alle weitere Diskussionen".

Huber: Unterschiedliche Haltungen sind möglich
Wolfgang Huber hatte am Montag gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erneut sein Eintreten für eine Lockerung der Stammzellgesetzes verteidigt. "Ich setze mich für den Lebensschutz ein, akzeptiere aber eine Stichtagsverschiebung".

Die Position einer grundsätzlichen Ablehnung jeglicher Forschung an embryonalen Stammzellen, wie sie die katholische Kirche und einige evangelische Landesbischöfe vertreten, sei zwar leichter zu begründen, könne aber verantwortbare Lösungen verhindern, sagte Huber. Zugleich widersprach er einer uneingeschränkten Stammzellforschung und lehnte eine Streichung des Stichtages ab.

In der schwierigen Frage der Stammzellgewinnung aus überzähligen Embryonen sind Bischof Huber zufolge für Christen unterschiedliche Haltungen möglich: "Es kann nicht die eine Position als christlich, die andere als unchristlich dargestellt werden."