Viele Kirchenvertreter waren zunächst nicht begeistert, als Volker Beck nach der Bundestagswahl 2013 neuer religionspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion wurde. Die Kirchen müssten sich nun eben mehr anstrengen, meinte daraufhin die frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Christa Nickels, auf deren Initiative Anfang der 80er Jahre eine solche Stelle bei den Grünen geschaffen worden war. Für Beck, der seine bundespolitische Karriere in der Fraktion als Schwulen-Referent startete, beginnt nun die letzte Sitzungswoche.
Respekt erworben
Auch bei vielen, die seine Ernennung zum religionspolitischen Sprecher kritisch beäugten, erwarb sich Beck in den zurückliegenden Jahren Respekt. So war er bei den Grünen etwa in einer Kommission vertreten, die in einem fast zweijährigen Prozess ein religionspolitisches Papier erarbeitete und damit innerhalb der Partei für eine Befriedigung zwischen Anhängern stark säkularer Positionen und den bei den Grünen vertretenen Christen, Juden und Muslimen sorgte. Das im vergangenen Herbst von der Partei beschlossene Papier spricht sich für Reformen etwa beim kirchlichen Arbeitsrecht aus, stellt aber das grundsätzliche Verhältnis von Staat und Kirchen nicht infrage.
Anders als seine beiden Vorgänger in dem Amt - auf Nickels folgte Josef Philipp Winkler - ist Beck nicht katholisch. Beck kommt aus der evangelischen Kirche, trat aber vor Jahren aus und sieht sich selbst als "Christ, der aber nicht organisiert ist".
Kritiker der katholischen Kirche
Als Abgeordneter meldete er sich immer wieder als scharfer Kritiker der katholischen Kirche zu Wort. So bemängelte der bekennende Schwule den Umgang der Kirche mit Homosexuellen, suchte aber auch immer wieder das Gespräch mit Kirchenvertretern. Er selbst setzte sich für die Gleichstellung der Ehe mit eingetragenen Lebenspartnerschaften ein, die unter der rot-grünen Regierung auch Gesetz wurde. Ein Jahr vor dem Tod seines langjährigen Partners ging er 2008 selbst eine solche Partnerschaft mit ihm ein.
Beck - 1960 in Stuttgart geboren - trat 1985 den Grünen bei. Bis zu seinem Eintritt in den Bundestag 1994 war er lange Jahre Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Schwulenpolitik. Im Parlament arbeitete Beck zunächst als rechtspolitischer und dann als menschenrechtspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Schließlich wurde er nach der Bundestagswahl 2013 deren innen- und religionspolitischer Sprecher.
Als Geschäftsführer seiner Fraktion geriet er vor dieser Wahl zusammen mit anderen prominenten Grünen wie Daniel Cohn-Bendit wegen pädosexueller Verstrickungen seiner Partei in den 80er Jahren unter Druck. Beck entschuldigte sich schließlich dafür, dass in einem von ihm verfassten Beitrag über Pädosexualität der falsche Gedanke zugrunde liege, dass es theoretisch gewaltfreien und einvernehmlichen Sex zwischen Erwachsenen und Kindern geben könne.
Mit Drogen erwischt
Drei Jahre später gab es einen weiteren Eklat: Beck wurde mit Drogen erwischt. Das Verfahren wurde einige Monate später gegen eine Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Der Politiker behielt sein Amt als religionspolitischer Sprecher, musste das Amt für innenpolitische Aufgaben abgeben und wurde mit migrationspolitischen Fragen betraut.
Beck stellte sich der Aufgabe und engagierte sich als Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe für jüdische Belange. Vor zwei Jahren erhielt er dafür den renommierten Leo-Baeck-Preis.
Schwindender Rückhalt in der Partei
Als die Türkei einen zunehmend autokratischen Kurs einschlug, machte er auf die Folgen aufmerksam, die das etwa für die Arbeit der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) in Deutschland hat.
Auch in der Partei schwand aber der Rückhalt für ihn. In seiner Landesgruppe Nordrhein-Westfalen erhielt er keinen sicheren Listenplatz und machte daraufhin selbst einen Rückzieher.
In seiner - voraussichtlich - letzten Rede in der vergangenen Woche im Bundestag stimmte er versöhnliche Töne an: Er sei "leidenschaftlich gerne Abgeordneter für die Grünen gewesen", so bekannte er. Und für die "vielen interessanten Begegnungen" sei er dankbar. Vehement trat er dafür ein, als Abgeordneter nicht "Dezernent eines Fachbereiches" zu sein. "Am Ende müssen wir selbst entscheiden, wo unser Herz steht".