Letztes Buch von Notker Wolf mit Rom-Kennerin Mühlstedt erschienen

Streifzüge mit Tiefgang durch die Ewige Stadt

Rom-Reiseführer gibt es zu Hauf, gerade zum Heiligen Jahr. "Kraftort Rom" sticht dennoch heraus, nicht nur, weil es das letzte Werk des Benediktiners Notker Wolf ist. Mit-Autorin Corinna Mühlstedt schrieb es allein zu Ende.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Kolosseum in Rom / © Paolo Gallo (shutterstock)

Rom ist laut, überfüllt und anstrengend, fast immer. Aber Rom ist auch zauberhaft, inspirierend, voll Energie und Wunder, fast überall. Wer in diesen "Kraftort Rom" eintauchen will, findet in dem gleichnamigen Reiseführer einen Wegbegleiter. 

Auch wenn die enthaltenen "spirituellen Streifzüge" mit Blick auf das Heilige Jahr 2025 konzipiert sind, eignen sie sich nicht nur für Christen, sagt die Journalistin Corinna Mühlstedt, die das Buch gemeinsam mit Benediktinermönch Notker Wolf geschrieben hat. "Wer nach einem tieferen Lebensinhalt sucht und eine gewisse Offenheit hat, ist hier richtig - ob Christen, Juden, Muslime oder auch Atheisten", so die evangelische Theologin.

Notker Wolf / © Dieter Mayr (KNA)
Notker Wolf / © Dieter Mayr ( KNA )

In zwölf Kapiteln präsentiert das ökumenische Duo mehr als zweitausend Jahre Geschichte - und Geschichten. Erzählt von Kirchenlehrern wie Augustinus, Ordensleuten wie Mutter Teresa, dem Heiligen Benedikt oder auch dem einstigen Mönch und späteren Reformator Martin Luther, bis hin zu sozial engagierten Christen von heute wie der Gemeinschaft Sant'Egidio, die sich für Menschen auf der Flucht und in Not einsetzt. Die Kapitel tragen programmatische Titel wie "Aufbrechen", "Innehalten - Krisen akzeptieren", "Sehnsucht nach Heilung" und "Ankommen" und laden zu einem "mystischen Weg" ein.

Dem Massentourismus keine Chance

Eine Übersichtskarte im reich bebilderten Taschenbuch zeigt die beschriebenen Orte, darunter Roms berühmteste Sehenswürdigkeiten wie den Petersdom, den "Mund der Wahrheit" oder die Piazza Navona. Und auch weniger bekannte Ziele wie das Kloster Tre Fontane vor den Toren Roms, den "Waldensertempel", eine prachtvolle Moschee und die große römische Synagoge gegenüber der Tiberinsel sind beschrieben. 

Dem Massentourismus nach dem Motto "Selfie und weiter" gibt das Buch keine Chance, ganz gemäß dem Wunsch von Papst Franziskus, jeder Heilig-Jahr-Besucher solle eine tiefere innere Erfahrung aus Rom mitnehmen.

Corinna Mühlstedt / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Corinna Mühlstedt / © Sabine Kleyboldt ( KNA )

Daher streift das Buch auch verstecktere Schätze wie das Kirchlein "San Benedetto in Piscinula" in Tibernähe, zu Deutsch "Sankt Benedikt im Bade", weil dort - typisch römischer Humor - bis ins 18.

Jahrhundert viele Badeanstalten lagen. In der Kirche "Domine Quo Vadis" an der Via Appia Antica kann man sogar die Fußspuren von Jesus bewundern. An diesen nur selten überlaufenen Orten besteht die Chance, Ruhe und Einkehr zu finden, erläutert Mühlstedt, die an der päpstlichen Universität Gregoriana und in München studiert und dort über christliche Bildsymbolik promoviert hat.

Eines der ältesten Graffiti

Es werden kunsthistorische Kostbarkeiten wie Caravaggios "Bekehrung des Apostels Paulus" und Kuriositäten wie eines der ältesten Graffiti vorgestellt, zu sehen in einem Museum auf dem Palatin: Eine Gestalt mit Eselskopf vor oder an einem Kreuz, daneben ein junger Mann mit grüßender Geste. Die eingeritzte Inschrift der Schülerzeichnung lautet etwa "Alexamenos huldigt seinem Gott". Das Spottkruzifix ist zugleich eine der ältesten Kreuzesdarstellungen aus der Zeit der frühen Christen.

Das Buch über Rom schlägt den Bogen von den ersten Märtyrern um Petrus und Paulus bis hin zu den "ökumenischen" Märtyrern des 20. Jahrhunderts, an die die Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel erinnert. "Da merkt man, dass das leider kein Phänomen der Vergangenheit ist, sondern sehr aktuell. Andererseits gibt deren Vorbild der Kirche eigentlich Glanz und lässt uns viel über die positive Kraft des Glaubens lernen", so die Theologin Mühlstedt.

Priester gehen durch die Heilige Pforte im Petersdom / © Maurizio Brambatti (dpa)
Priester gehen durch die Heilige Pforte im Petersdom / © Maurizio Brambatti ( dpa )

Den Schlusspunkt setzt, ganz gemäß der Choreographie des Heiligen Jahres, der Gang durch die Heilige Pforte des Petersdoms, den gläubige Katholiken symbolisch mit dem Nachlass der Sündenstrafen verbinden. "Aber Notker Wolf und ich wollten das gerne modern und ökumenisch interpretieren, denn evangelische Christen hatten im 16. Jahrhundert ja ein Problem mit 'Ablasshandel' und dem schlichten Freikaufen von Sünden", spielt sie auf die Zeit der Reformation an.

"Wir möchten den Weg durch die Heilige Pforte daher als Weg durch eine innere Tür sehen: als einen psychologischen Prozess und Impuls, dem anderen oder mir selbst zu vergeben und daraus neue Kraft zu ziehen."

Heiliges Jahr

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Es wird regulär alle 25 Jahre begangen. Biblisches Vorbild ist das Jubeljahr (Levitikus 25), ein alle 50 Jahre begangenes Erlassjahr. Das erste Heilige Jahr wurde 1300 von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgerufen. Ursprünglich als Jahrhundertereignis gedacht, wurde es zunächst im Abstand von 50 und dann 33 Jahren wiederholt. Der Rhythmus von 25 Jahren besteht seit 1470.

Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari (KNA)
Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA