Limperg verlangt schonungslose Aufarbeitung von Missbrauch

Kirchen in die Pflicht genommen

Bettina Limperg, Präsidentin des Bundesgerichtshofs, betont die Notwendigkeit für die Kirchen, sexuellen Missbrauch innerhalb der Institutionen aufzuarbeiten. Dabei sollte die Vorgehensweise ohne Gnade und Rücksichtnahme erfolgen.

Bettina Limperg / © Philip Wilson/ÖKT (KNA)
Bettina Limperg / © Philip Wilson/ÖKT ( KNA )

Die Kirchen müssen bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt mit "schonungsloser Offenheit" handeln, "ohne Rücksicht auf die Institution, auf tote oder lebende Personen" – das hat die Präsidentin des Bundesgerichtshof, Bettina Limperg, gefordert. Auch brauche es bei Entschädigungszahlungen gerechte Verfahren und Ergebnisse, sagte Limperg im Interview der Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (September).

Hat der Staat genügend hingeschaut?

Sie stellte infrage, ob den Kirchen alleine eine echte Aufarbeitung gelingen kann. "Man ist in eigener Sache immer befangen und es gibt stets einen bestimmten Grad institutioneller Schuld, die die jeweilige Institution nicht selbst bearbeiten kann." Dies sei aber, fügte Limperg an, ein allgemeiner Hinweis, der nicht nur für die Kirchen gelte.

Auf die Frage, ob der Staat in der Vergangenheit mehr hätte tun können, um Missbrauch im Raum der Kirchen zu verfolgen, sagte Limperg, Anzeigen und Hinweise auf Missbrauch sei immer konsequent nachgegangen worden. Ob der Staat aber "von sich aus genügend hingeschaut, aktiv aufgeklärt hat, das ist eine Frage, die man allerdings stellen muss".

Staat muss Aufarbeitung von Missbrauch in Kirche übernehmen

Die SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag will bei der Missbrauchsaufarbeitung der Kirche den Staat stärker in die Pflicht nehmen. "Die Verantwortlichen in der Kirche haben es aus eigener Kraft nicht geschafft, die Missbrauchsfälle in ihren Reihen so aufzuklären, wie es aus Sicht der Opfer und der Öffentlichkeit angemessen gewesen wäre", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Antrag, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. "Deshalb muss der Staat im Sinne seines partnerschaftlichen Verhältnisses zur Kirche diese Verantwortung jetzt übernehmen."

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema