Ein jahrelanger Liturgiestreit in der mit Rom verbundenen syro-malabarischen Kirche könnte nun womöglich nach Zugeständnissen beider Seiten beendet werden. "Vorbehaltlich der Zustimmung des Vatikans ist der Konflikt beigelegt", sagte ein namentlich nicht genannter Bischof dem asiatischen Nachrichtenportal Ucanews (Donnerstag). Eine offizielle Bekanntmachung werde in einem oder zwei Tagen erfolgen.
Der Kompromiss besagt, dass Priester in der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly weiter wie traditionell die Messe feiern dürfen, so der Geistliche, der anonym bleiben wolle. "Sie müssen aber in ihren Pfarreien sonntags eine einheitliche Messe feiern, wie sie von der Synode genehmigt wurde."
Papst sprach Machtwort
Der jahrelange Streit, der bis in den Vatikan und zum Papst getragen wurde, drehte sich zuletzt um einen Kompromissbeschluss der Synode von 2021. Demnach müssen die Zelebranten beim eucharistischen Hochgebet zum Altar blicken.
Als einziges der 35 syro-malabarischen Bistümer lehnten die Priester und Laien des Erzbistums Ernakulam-Angamaly dies ab. Sie fordern die Beibehaltung der Zelebration zum Volk und verweisen dabei auch auf die Praxis der modernen römischen Liturgie, die heute fast ausschließlich der Gemeinde zugewandt gefeiert wird. Eine Reihe von Ansätzen zur Lösung des Konflikts und eine direkte Intervention von Papst Franziskus durch eine Videoansprache blieben ergebnislos.
Hirtenbrief verbrannt
Noch am Wochenende kam es in Ernakulam-Angamaly zu Protesten gegen die in einem Hirtenbrief von Großerzbischof Raphael Thattil und Bischof Bosco Puthur verbreiteten Anordnung zur Einführung der einheitlichen Liturgie ab 4. Juli. Sie drohten bei Widerspruch sogar mit Exkommunikation, also dem Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft. Gläubige zerrissen und verbrannten Berichten zufolge den Hirtenbrief.
Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen der sogenannten Thomas-Christen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas gegründet worden sein sollen. Sie feiert ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Insgesamt stellen die Katholiken mit etwa 18 Millionen unter den rund 1,4 Milliarden Indern eine kleine, aber sehr sichtbare Minderheit dar. Ihr Oberhaupt ist seit Januar Großerzbischof Raphael Thattil (68).