Lob und Kritik nach deutschen Zusagen bei Weltklimakonferenz

"Tropfen auf den heißen Stein"

Hilfsorganisationen haben die von Bundeskanzler Olaf Scholz zugesagten Erhöhungen der deutschen Klimahilfen begrüßt. Diese reichten jedoch zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels in den besonders betroffenen Ländern nicht aus.

Bundeskanzler Olaf Scholz während der UN-Klimakonferenz in Ägypten / © Michael Kappeler (dpa)
Bundeskanzler Olaf Scholz während der UN-Klimakonferenz in Ägypten / © Michael Kappeler ( dpa )

In seiner Rede auf der Weltklimakonferenz (COP27) im ägyptischen Scharm El-Scheich hatte Scholz am Montagabend erklärt, Deutschland sei bereit, die am stärksten vom Klimawandel getroffenen Länder noch stärker zu unterstützen. Bis 2025 werde Berlin den Beitrag aus öffentlichen Mitteln für die internationale Klimahilfe auf 6 Milliarden Euro jährlich ausbauen.

Weltklimakonferenz in Ägypten / © Gehad Hamdy (dpa)
Weltklimakonferenz in Ägypten / © Gehad Hamdy ( dpa )

Er sagte eine Verdoppelung der deutschen Mittel für den weltweiten Schutz der Wälder von einer auf zwei Milliarden Euro zu. Außerdem werde Deutschland für den globalen Schutzschirm zur Abfederung der Schäden bei Klimakatastrophen wie Dürren, Wirbelstürmen oder Fluten 170 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

"Maßnahme greift zu kurz"

Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" erklärte in Berlin, der globale Schutzschild, der vor allem Klimarisikoversicherungen finanziert, sei eine wichtige Maßnahme, um den ärmsten Menschen des Globalen Südens zu helfen. Allerdings greife die Maßnahme zu kurz, denn sie sichere nur Schäden nach Extremwetterereignissen ab.

Hilfswerk "Brot für die Welt"

Als weltweit tätiges Entwicklungswerk der evangelischen Kirchen in Deutschland ist "Brot für die Welt" nach eigenen Angaben in mehr als 90 Ländern rund um den Globus aktiv. Gemeinsam mit lokalen Partnern hat das Hilfswerk den Ansatz, die Lebenssituation armer und ausgegrenzter Menschen zu verbessern. Zentraler Schwerpunkt der Arbeit ist die Ernährungssicherung. "Brot für die Welt"  unterstützt die arme und ländliche Bevölkerung darin, mit umweltfreundlichen und standortgerechten Methoden gute Erträge zu erzielen.

"Brot für die Welt" / © Jörg Sarbach (epd)
"Brot für die Welt" / © Jörg Sarbach ( epd )

"Viele Schäden, die durch die schleichenden Klimaveränderungen entstehen, wie die Gletscherschmelze, Meeresspiegelanstieg oder zunehmende Wüstenbildung, sind nicht durch diese Versicherungen abgefedert." Außerdem seien die Schäden wesentlich teurer als die bisherigen Zusagen für den Schutzschild. "Daher brauchen wir über den Global Risk Shield hinaus eine solide Finanzierung für arme Staaten für die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten."

"Klares Bekenntnis"

Die Hilfsorganisation Care lobte, dass sich der Bundeskanzler vor der Weltöffentlichkeit klar zu den deutschen Klimaschutzzielen und dem Ausstieg aus den fossilen Energien bekannt habe. "170 Millionen Euro für den Globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken sind erst einmal ein zu begrüßendes Signal. Gleichzeitig ist dies aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein und kann nur ein Zusatzelement zu einem umfassenden Finanzierungsinstrument unter dem Dach der UN-Klimapolitik sein, das hier auf der COP27 beschlossen werden soll."

Deutschland sollte zudem Geld zur Finanzierung der präventiven Anpassung an den Klimawandel bereitstellen und dabei besonders auf die Unterstützung von Frauen und Mädchen abzielen.

"Vorreiter unter den Industrieländern"

Die Finanzzusagen zur Eindämmung von durch den Klimawandel erlittenen Schäden sind aus Sicht der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch "bisher der größte Erfolg bei den UN-Klimaverhandlungen".

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, hob hervor, Deutschland etabliere sich damit als "Vorreiter unter den Industrieländern". Mit Blick auf die tatsächlichen Klimaschäden sei die Summe allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Die derzeit massiven Übergewinne der fossilen Energieunternehmen müssen auch in der EU abgeschöpft werden. Damit würden die Hauptverursacher der Klimakrise auch für einen Teil der von ihnen mitverursachten Schäden aufkommen."

Quelle:
KNA