Lyoner Missbrauchstäter und Priester Preynat gestorben

Während eines Hafturlaubs

Der entlassene Priester und Missbrauchstäter Bernard Preynat ist tot. Der 2020 zu fünf Jahren Haft verurteilte frühere Geistliche wurde während eines Hafturlaubs am Sonntag tot im Badezimmer seines Hauses in Saint-Etienne aufgefunden.

Symbolbild Polizeiauto in Frankreich / © Jose HERNANDEZ Camera 51 (shutterstock)
Symbolbild Polizeiauto in Frankreich / © Jose HERNANDEZ Camera 51 ( shutterstock )

Das meldet die Zeitung "La Croix" (online) in der Nacht zu Montag unter Berufung auf die Justiz.

Der 79-Jährige sei vor einigen Wochen für einige Wochen mit einer elektronischen Fußfessel aus der Haft freigelassen worden, hieß es. Er habe an Herzproblemen gelitten.

Affäre Preynat hatte Kirche in Frankreich erschüttert

Die Affäre Preynat hatte die Kirche in Frankreich erschüttert und den Lyoner Kardinal Philippe Barbarin (73) sein Amt gekostet. Der frühere Priester hatte sich in den 70er und 80er Jahren sexuell an jungen Pfadfindern vergangen; die Anklage ging von mehreren tausend Übergriffen aus.

Kardinal Philippe Barbarin / © Guillaume Poli (KNA)
Kardinal Philippe Barbarin / © Guillaume Poli ( KNA )

Erst 2019 wurde er aus dem geistlichen Stand entlassen, obwohl Vorwürfe gegen ihn schon viele Jahre zuvor bekannt gewesen waren. Die Affäre Preynat wurde zum Symbol für das Missmanagement der Missbrauchsskandale durch Kirchenführer.

2016 geriet der Fall in den Fokus. Dem Erzbischof von Lyon, Barbarin, wurde vorgeworfen, Preynat nicht bei den staatlichen Behörden angezeigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, stellte das Verfahren aber nach einigen Monaten ein.

Spielfilm "Grace a Dieu" sorgte für Aufsehen

2019 sorgte der Spielfilm "Grace a Dieu" (Gelobt sei Gott) von Regisseur Francois Ozon für Furore. Das Drama thematisiert das Schicksal dreier Männer, die als jugendliche Pfadfinder von dem Priester Preynat missbraucht wurden. Der Titel spielt auf einen Ausruf Kardinal Barbarins an, der sich einst erleichtert zeigte, weil der Großteil der Missbrauchsfälle in der Zwischenzeit verjährt war. Bald darauf hob der Papst die Verjährung auf.

Melvil Poupaud (r) als Alexandre in einer Szene des Kinofilms "Grace a Dieu" / © Jean-Claude Moireau/Berlinale (dpa)
Melvil Poupaud (r) als Alexandre in einer Szene des Kinofilms "Grace a Dieu" / © Jean-Claude Moireau/Berlinale ( dpa )

Im März 2019 wurde Barbarin wegen Nichtanzeige schuldig gesprochen und zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, später aber vom Berufungsgericht freigesprochen. Dennoch verzichtete Barbarin im März 2020 auf das Amt des Erzbischofs von Lyon und zog sich aufs Land zurück.

Unterdessen wurde der Priester Preynat zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, musste aber seine Haft aufgrund medizinischer Gutachten vorläufig nicht antreten. Ab November 2021 dann musste er schließlich doch in der Justizvollzugsanstalt einsitzen.

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)
Quelle:
KNA