"Das habt Ihr toll gemacht", sagte Domprobst Franz Frühmorgen und sprach von einem "wunderbaren Geschenk". Der erste Auftritt des Mädchenchores der Regensburger Domspatzen im Dom St. Peter war ein voller Erfolg.
Bei eisigen 2,5 Grad in dem dicken Domgemäuer hielten die Gymnasiastinnen - und auch die Besucher der Messe - tapfer durch. Auf dem Programm stand unter anderem das Stück "Veni Domine" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Es habe alles geklappt, obwohl einige der jungen Sängerinnen erkältungsbedingt etwas angeschlagen seien, sagte Chorleiterin Elena Szuczies.
Die Regensburger Domspatzen standen bislang ausschließlich für Knabenchöre. Nur Jungen durften das berühmte Musikgymnasium in der Oberpfalz besuchen. Doch das Gymnasium ist neu aufgebaut worden, sagt der Leiter der Kommunikation, des Marketings und des Chormanagements der Domspatzen, Marcus Weigl. Dazu gehörten eine Generalsanierung und ein Umbau. "Es ist schön und groß geworden durch die Generalsanierung", freut sich Weigl und verweist auf die neuen Klassenräume, den neuen Stimmbildungsbereich und ein neues Musizierzimmer.
Tolles Angebot, auch für Mädchen
Mit dem Umbau und dem Prozess der Neustrukturierung wurden neue Kapazitäten frei. Warum also nicht für Mädchen nutzen, denn "die Idee, Mädchen zu den Domspatzen zu holen, ist nicht ganz neu. Sie schwirrte immer wieder ein bisschen herum", verrät Chormanager Marcus Weigl.
Aus dieser umherschwirrenden Idee wurde im September 2022 Realität. "Es ist natürlich in einer gewissen Weise eine Revolution", gibt Christian Heiß, der Domkapellmeister der Regensburger Domspatzen, zu, aber "all das, was wir an Voraussetzungen haben - unser tolles Angebot: schulisch, musikalisch, sängerisch - das wollen wir auch Mädchen zugute kommen lassen."
Trennung nach Geschlechtern
So starteten 34 Mädchen aus ganz Deutschland zu Beginn dieses Schuljahres bei den Regensburger Domspatzen. Etwa die Hälfte von ihnen lebt im zugehörigen Internat und sie besuchen unterschiedliche Jahrgangsstufen. "Von der fünften bis zur elften Klasse", freut sich die Leiterin des neuen Mädchenchors, Elena Szuczies, über die "erfreuliche Zahl" der Mädchen, die alle im selben Chor singen.
Denn es sei von Anfang an gewollt gewesen, dass "der Knabenchor der Knabenchor bleibt und es eine neue Schiene mit den Mädchen gibt", verteidigt Domkapellmeister Heiß die Trennung nach Geschlechtern. Diese Trennung spielt aber nur im Musikalischen eine Rolle. Der Schulalltag findet in gemischten Klassen statt. Einen Umstand an den sich Schüler und Lehrer erstmal gewöhnen mussten.
"Was die für einen Sound zusammenbringen"
Von einem Durcheinanderbringen der Jungen sprachen gar ganz besonders konservative Stimmen. Eine Befürchtung, die Marcus Weigl nicht teilt: "Ich glaube, die bringen da nichts durcheinander. Die Mädchen, was mir jetzt auch schon so erzählt worden ist, sind total organisiert. Ich vermute mal, dass die Mädchen jetzt die Jungs organisieren werden." Und auch musikalisch zeigt sich der Mädchenchor bestens aufgestellt. "Die 33 Mädchen waren schon sehr beeindruckend, was die für einen Sound zusammenbringen", fasst Weigl seinen Eindruck aus den Proben zusammen.
Auch die Chorleiterin Elena Szuczies freute sich über die Leistung der Mädchen und über den herzlichen Empfang im Regensburger St. Peter Dom für ihren Chor. "Wir sind natürlich ein kirchlicher Chor und die Liturgie ist eine ganz feste und wichtige Säule bei uns", sagte sie im DOMRADIO.DE-Interview. Auch wenn die Kirchenkrise an niemandem vorbeigehe, auch nicht an den Domspatzen.
Domspatzen-typische Konzertreise
Und ja, auch die Mädchen sind Domspatzen, sagt der Kommunikationsleiter des Chores, Marcus Weigl: "Wir sagen nicht Spatz und Spätzin, weil der Spatz ein geschlechtsneutraler Begriff ist." Es gäbe jetzt eben auch einen Mädchenchor bei den Regensburger Domspatzen.
Und deren erster Auftrittstag am vierten Adventssonntag hatte es in sich. Nach erfolgreich gesungener Messe im St. Peter Dom ging es für die Mädchen Domspatzen-typisch auf Konzertreise. Noch am selben Abend standen sie in Nürnberg auf der Bühne. Für die Mädchen ein gelungener Start: "Ich freue mich schon auf das nächste Mal", sagte eine Elfjährige nach dem morgendlichen Gottesdienst. "Da ziehe ich mich dann aber wärmer an." Und eine 15-Jährige bilanzierte: "Man hat das trotz der Kälte total genießen können. Das war eine ganz neue Erfahrung für uns."