Dies sagte Neymeyr am Sonntag mit Blick auf die Ausschreitungen im Zuge des jüngsten Nahost-Konflikts. Er ist in der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständig und äußerte sich am Mittag bei einer Kundgebung gegen Antisemitismus vor der Erfurter Synagoge.
Christliche Wurzeln des Antisemitismus
Weiter sagte Neymeyr laut Manuskript: "Wenn ich jetzt gegen Antisemitismus spreche, bin ich mir bewusst, dass von der Hand, mit der ich auf die Fratze des Antisemitismus in unserem Land zeige, drei Finger auf mich zeigen. Der Antisemitismus hat christliche Wurzeln. In unseren Kirchen wurde Judenhass gepredigt." Seit Jahrzehnten setze sich die katholische Kirche aber vehement gegen jede Form von Antisemitismus ein, fügte der Bischof unter Verweis auf Äußerungen von Papst Johannes XXIII. hinzu.
Mit Schrecken sei derzeit von neuen Formen des Antisemitismus zu hören, erklärte Neymeyr. Sie reichten von chiffrierten Hassbotschaften gegen Juden bis zu offen ausgeübter Gewalt. Dabei sei es von der Verharmlosung des Holocaust nur ein kurzer Schritt zu seiner Gutheißung - "und aus der Gutheißung erwächst die Bereitschaft zur Wiederholung, wie wir beim Anschlag auf die Synagoge in Halle entsetzt feststellen mussten".
Der Bischof sagte, er hoffe und bete, "dass jüdische Menschen nicht Deutschland verlassen, sondern dass sie nach Deutschland kommen". Wer antijüdisches Denken zum Ausdruck bringe, müsse dazu als das entlarvt werden, was er sei: "ein zynischer, menschenverachtender Unmensch, der in die Fußstapfen der Vielen tritt, die für die Schoa verantwortlich waren". Es sei schön, "dass es jüdische Menschen, jüdische Kultur und jüdische Religion unter uns gibt", unterstrich Neymeyr.