Vier Millionen Menschen sind demnach auf der Flucht, zudem fehlt es in dem ostafrikanischen Land an Nahrungsmitteln. "In diesem Jahr wird die Zahl der Hungernden weiter steigen: Jeder zweite Südsudanese wird vom Hunger bedroht sein", erzählte der Leiter der Afrikaabteilung der Malteser Roland Hansen am Mittwoch in Köln. Das seien sechs Millionen Menschen. Ohne Frieden werde sich die Situation weiter verschlimmern.
Hansen äußerte sich aus Anlass der zweiten Runde der Friedensverhandlungen in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba. Dort treffen sich den Angaben zufolge Regierungsvertreter und diverse Oppositionsparteien. "Wenn sich die verschiedenen Kriegsparteien jetzt auf einen sicheren Frieden einigen, haben die Südsudanesen die Chance, sich zumindest mittelfristig wieder selbst zu versorgen", erklärte Hansen.
200 Kindersoldaten kamen am Mittwoch frei
Nach Angaben der Hilfsorganisation World Vision kamen 200 Kindersoldaten am Mittwoch im Südsudan frei. Zwei Rebellengruppen hätten die zuvor entführten Mädchen und Jungen gemäß eines Abkommens mit der Regierung freigelassen, erklärte die Organisation in Friedrichsdorf.
Die Freilassung weiterer 500 Kindersoldaten sei zugesagt. Jetzt gehe es um umfassende Hilfen für die freigelassenen Kinder. Sie seien auf verschiedene Weise gezwungen worden, sich an den Kämpfen der Rebellengruppen zu beteiligen. Mädchen seien auch sexuell missbraucht worden.
Größte Freilassung von Kindern seit fast drei Jahren
Unicef spricht von mehr als 300 Kindern, die aufgrund des Abkommens von den Rebellengruppen freigelassen worden seien. "Das ist ein entscheidender Schritt, um unser endgültiges Ziel zu erreichen, die tausenden Kinder in den Händen der bewaffneten Gruppen mit ihren Familien zu vereinen", sagte Mahimbo Mdoe, Südsudan-Vertreter von Unicef. Es sei die größte Freilassung von Kindern seit fast drei Jahren, und es sei wichtig, dass Verhandlungen fortgesetzt würden.
Schätzungsweise 19.000 Kinder sind den Angaben zufolge weiterhin in den Reihen der Streitkräfte und Gruppen. "Nicht alle Kinder sind zwangsrekrutiert worden. Viele schlossen sich den Gruppen an, weil sie das Gefühl hatten, keine andere Option zu haben", erklärte Mdoe.
2016 scheiterten Friedensbemühungen
Im Dezember 2013 war die politische Auseinandersetzung zwischen Staatspräsident Salva Kiir Mayardit und dessen ehemaligem Vize, Riek Machar, in einen offenen Konflikt übergegangen. Mehr als zwei Millionen Südsudanesen flohen vor den bewaffneten Auseinandersetzungen in umliegende Länder. 2016 scheiterten Friedensbemühungen, als sich Armee und Opposition in der Hauptstadt Juba ein tagelanges Feuergefecht mit Hunderten Toten lieferten.