DOMRADIO.DE: Wie geht es Ihnen jetzt nach dem positiven Testergebnis?
Wolfgang Ipolt (Bischof von Görlitz): Das war natürlich eine Überraschung. Ich hatte mit jemandem zu tun, der positiv getestet war. Deswegen musste ich in Quarantäne und mich auch natürlich testen lassen. Und das Gesundheitsamt hat mehrere Tage gebraucht, um mir etwas mitzuteilen. Ich habe mich eigentlich immer so in der Sicherheit gewähnt, ich sei gar nicht positiv. Aber vor einigen Tagen kam das dann raus. Ich hatte, wenn ich jetzt zurückschaue, einen relativ milden Verlauf. Von daher bin ich sehr dankbar. Ich musste also nicht ins Krankenhaus, ich konnte zu Hause bleiben und diese seltsame Zeit überstehen. Das muss man ja sowieso.
DOMRADIO.DE: Wie war das für Sie? Welche Symptome spürt man da?
Ipolt: Man ist immerzu matt und müde, das ist wahrscheinlich das wichtigste Kennzeichen. Man tut ja nicht allzu viel, wenn man zu Hause ist. Man ist so wie gelähmt. Ich hatte diese Symptome, von denen immer gesprochen wird, Geschmacksverlust und Geruchssinnverlust, alle nicht. Bei mir war es wie eine stärkere Grippe. Ein bisschen Schnupfen und Husten, man kann es nicht identifizieren, weil es nicht so schnell weggeht wie eine Grippe. Das ist wahrscheinlich der Unterschied. Das Gesundheitsamt ruft ja dann an und beobachtet das schon. Da muss man dann die aktuellen Symptome auch nennen. Aber das hat eine Weile gedauert. Ich habe da relativ viel Zeit alleine damit zugebracht.
DOMRADIO.DE: Sie haben natürlich auch keine Gottesdienste feiern können?
Ipolt: Nein, nein, das ging sowieso nicht. Die Quarantäne war ja verordnet, weil ich mit einer Person vor anderthalb Wochen schon zusammen war, die dann gleich positiv getestet war. Und diese Person hatte mich auch angegeben. Die Leute werden ja befragt, mit wem sie längere Zeit zusammen waren. Wenn man eine halbe Stunde mit jemandem zusammen war und gesprochen hat, dann gilt man als Kontaktperson und eventuell schon als angesteckt. Das betrifft ja nicht Personen, die man mal irgendwo auf der Straße getroffen hat oder auf dem Gang, sondern mit denen man wirklich längere Zeit zusammen war. Und das war bei mir der Fall. Und da musste ich dann auch zu einem Test. Und dann wurde sofort vorsichtshalber Quarantäne verordnet. Das wird ja in jedem Fall so gemacht.
DOMRADIO.DE: Ihr Generalvikar Alfred Hofmann wurde auch positiv getestet?
Ipolt: Ja, das ist natürlich für uns schwierig. Er ist viel schlimmer dran als ich. Das muss ich schon sagen. Er ist aber auch zu Hause. Manches kann man im Homeoffice machen. Man kann manches nur über Mails und im Kontakt mit der Sekretärin versuchen zu klären. Aber das ist natürlich bei unserem kleinen Bistum schon nicht so einfach, weil wir ja nicht für alles ein Vertretrer haben.
DOMRADIO.DE: Findet man dann Notlösungen?
Ipolt: Man muss manches liegen lassen. Das ist schon schwierig. Deswegen bin ich sehr froh, dass morgen für mich diese Zeit zu Ende ist. Der Generalvikar muss noch ein bisschen länger bleiben, sodass wir erst einmal nach Allerheiligen wieder anfangen können, einigermaßen normal zu arbeiten. Das ist eine ernste Einschränkung, das muss man sagen.
Trotzdem bin ich da gut durchgekommen. Ich kann nur jedem raten, dem es so geht wie mir: Wenn Sie zu Hause bleiben können und es einigermaßen glimpflich abgeht, hat man plötzlich auch viel Zeit, über manches nachzudenken. Ich hatte mehr Zeit zum Beten, als ich sonst hatte. Und das ist auch eine Chance. Man sieht manches mit einem gewissen Abstand und kann dann auch sagen: Ja, jetzt bist du mal lahm gelegt. Und jetzt musst du von manchem auch lassen. Manches wird es jetzt nicht geben, manches muss aufgeschoben werden. Aber das ist ja im öffentlichen Leben auch so. Ich weiß nicht, ob eine solche Zeit der Quarantäne nicht auch eine Zeit der Besinnung sein kann. Ich habe es jedenfalls so versucht anzunehmen. Ich möchte auch in dieser Phase, in der wir jetzt sind, insgesamt der Gesellschaft nur raten, das Gottvertrauen nicht zu verlieren. Das glaube ich, das dürfen wir nicht tun.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.