Manche Päpste besaßen selbst berühmte Haustiere

Vom Kanarienvogel bis zum Elefanten

Oftmals sind Priester oder Ordensleute keine Besitzer von Haustieren. Aber wie ist das bei den Päpsten? Vatikanexperte Ulrich Nersinger gibt Einblicke in hundeliebende, Vögel besitzende und elefantenfreundliche Päpste der Geschichte.

Ein junge Katze spielt in einer Wohnung. / © Julian Stratenschulte (dpa)
Ein junge Katze spielt in einer Wohnung. / © Julian Stratenschulte ( dpa )

DOMRADIO.DE: Hunde, Katzen, Kanarienvögel. Gab es Päpste mit Haustieren? 

Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

Ulrich Nersinger (Vatikanexperte und Autor): Oh ja, wenn wir etwas in die Vergangenheit zurückgehen, gab es sogar einen Papst mit einem sehr großen Haustier. 1513 bekam Papst Leo X., ein Medici-Papst, zur Krönung vom portugiesischen König einen Elefanten geschenkt. Der Medici-Papst war von zu Hause aus durchaus Zoos und so etwas gewöhnt. Er hat dann im Vatikan ein Gehege bauen lassen. 

Er hat den Elefanten, den er Hanno nannte, wirklich geliebt und mit ihm viel erlebt. Sogar die römische Bevölkerung durfte dann sonntags vorbeikommen und ihn treffen. Der Elefant hat mit dann Wasserfontänen gespritzt. 

Eine Zeichnung des Elefanten Hanno (KNA)
Eine Zeichnung des Elefanten Hanno / ( KNA )

In der jüngeren Vergangenheit gab es mit Papst Leo XIII. einen Papst, der seine ganze Regierungszeit im Vatikan verbringen musste, weil es war das Ende des Kirchenstaates. Dann wollte man ihm die Welt so ein bisschen in den Vatikan hineinbringen und dann hat man auch exotische Tiere für die Vatikanischen Gärten gestiftet. 

Der Kardinal und Erzbischof von Algier hat ihm zum Beispiel Gazellen und eine ganze Reihe exotischer Geschöpfe für den Vatikan geschenkt. 

DOMRADIO.DE: Gibt es diesen Zoo noch, von dem Sie gerade gesprochen haben? 

Nersinger: Nein, den gibt es nicht mehr, denn das war auch nicht ganz ungefährlich. Die Gazellen waren doch sehr wild und als der Papst sie einmal besuchte, gingen die auf den Papst zu und das war etwas bedrohlich. Der Papst hob seinen Stock, man wollte den Papst wegziehen und er hat gesagt: "Nein, warum soll denn ein Leo, also ein Löwe, Angst vor Gazellen haben?" 

DOMRADIO.DE: Ich habe ja bei Haustieren zunächst mal an Hunde und Katzen gedacht. Wie ist es denn damit? 

Papst Benedikt XV. (KNA)
Papst Benedikt XV. / ( KNA )

Nersinger: Zunächst einmal wissen wir von Benedikt XV., der während des Ersten Weltkriegs regierte, dass er eine Vorliebe für Fische hatte. Da gibt es eine hübsche Geschichte. Er hatte zu Besuch einen Monsignore, der unentwegt redete und den er nicht stoppen konnte. Er hat dann dem jungen Monsignore gesagt, "kommen Sie mal bitte mit in mein Wohnzimmer". Dort stand das Aquarium. Er hat auf die Fische gezeigt und gesagt: "Wissen Sie, das sind meine liebsten Freunde und Haustiere. Die reden nie."

Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 / © Alessia Pierdomenico (shutterstock)
Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 / © Alessia Pierdomenico ( shutterstock )

Was andere Haustiere angeht, da wird gesagt, dass Benedikt XVI. eine Vorliebe für Hunde hatte. Ob er selbst einen Hund hatte, das ist nicht so ganz geklärt. Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, auch Kinderbüchern, die sich mit Benedikt und Hunden beschäftigen. Bei Haustieren im Vatikan sind eigentlich nur Hunde erlaubt. Hunde kann man auch in der staatlichen Verwaltung des Kirchenstaates registrieren lassen. 

DOMRADIO.DE: Das heißt, die normalen Vatikanbewohner können heute Haustiere halten? 

Nersinger: Ja, Hunde und ich denke, auch Vögel sind kein Problem. Was Vögel angeht, gibt es auch ein berühmtes Beispiel. Papst Pius XII. hatte Kanarienvögel in seiner Wohnung. Die sind berühmt geworden. Das hängt wahrscheinlich mit der Zeit, in der er Nuntius in Deutschland war, zusammen. Er hatte Vögel, die er Hänsel und Gretel nannte.

Papst Pius XII. (KNA)
Papst Pius XII. / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie haben mal ein Buch geschrieben, "Die Arche Petri. Von großen und kleinen Tieren im Vatikan". Unter anderem kleine, also wirklich kleine wie Läuse. Rüsselkäfer. Das sind nicht unbedingt Kuscheltiere. Was war denn da los? 

Nersinger: Wir müssen bedenken, in den Vatikanischen Gärten gibt es Palmen. Die Palmen neigen dazu, von Käfern befallen zu werden, die die ganzen Palmen zerstören können. 

Dann hat man Fallen aufgebaut und bestimmte Vorrichtungen dort angebracht, damit das nicht geschieht. Man könnte wahrscheinlich mehrere Stunden über all die Tiere, die es im Vatikan gibt und gab, reden. Das ist doch sehr großes und breites Spektrum. 

Papst Franziskus während einer ökumenischen Vesper zum Abschluss der Gebetswoche der Einheit der Christen in der Papstbasilika Sankt Paul vor den Mauern in Rom am 25. Januar 2022 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus während einer ökumenischen Vesper zum Abschluss der Gebetswoche der Einheit der Christen in der Papstbasilika Sankt Paul vor den Mauern in Rom am 25. Januar 2022 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Papst Franziskus hat sich die Bewahrung der Schöpfung auf die Fahnen geschrieben. Von einem persönlichen Haustier ist bei ihm, soweit ich weiß, aber nichts bekannt. Was weiß man, was er generell für einen Bezug dazu hat? 

Nersinger: Das muss ich vorsichtig formulieren. Wir wissen aus Audienzansprachen, dass der Papst sich mehrfach dagegen verwehrt hat, dass Leute sich mehr um ihre Haustiere kümmern und mehr zu Tieren und zur Hunde- und Katzenliebe neigen als zur Menschenliebe. Das scheint so, als sei der Papst kein großer Freund von Haustieren. 

Seine Äußerungen sind auch nicht so gut angekommen. Das hat er wahrscheinlich nicht so gemeint, aber es scheint so zu sein, dass der Papst zu Haustieren keine besondere Beziehung hat. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR