Wie wird im Kölner Dom in der Pandemie gebeichtet?

"Manchmal gibt es sogar Warteschlangen"

Wie funktioniert eigentlich das Beichten in Zeiten von Corona? Lauern da ähnliche Gefahren wie beim Gang zum Altar? Domvikar Tobias Hopmann erklärt, warum er niemals am Telefon eine Beichte abnehmen würde.

Beichte in der Sakramentskapelle des Kölner Domes / © Alexander Foxius (DR)
Beichte in der Sakramentskapelle des Kölner Domes / © Alexander Foxius ( DR )

DOMRADIO.DE: Wie lief das mit der Beichte, als im März vergangenen Jahres die öffentlichen Gottesdienste ausgesetzt wurden? 

Tobias Hopmann war vor seiner Zeit in Euskirchen Domvikar in Köln. 
  / © Beatrice Tomasetti (DR)
Tobias Hopmann war vor seiner Zeit in Euskirchen Domvikar in Köln. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Tobias Hopmann (Kölner Domvikar): Wir haben die Beichte im Kölner Dom mit Abstand weitergeführt. Nicht im Beichtstuhl, wo man dann sehr nah zusammensitzt, sondern auf Stühlen. Schon letztes Jahr waren die so im Dom verteilt, dass man mit Abstand sitzen konnte. Und das wurde auch angenommen.

DOMRADIO.DE: Wie läuft die Beichte heute im Kölner Dom?

Hopmann: Wir haben die Beichte jetzt in der Sakramentskapelle: Vorteile: Sie ist beheizbar und man kann lüften. Und die Tür zumachen, sodass auch das Beichtgeheimnis gewahrt bleibt. In der Tür sind aber auch Glasfenster. Man kann so reinschauen. Man ist da nicht ganz abgetrennt. In der Sakramentskapelle sind dann zwei Stühle, die mit Abstand zueinander stehen, sodass man da die hygienischen Bedingungen gut einhalten kann.

DOMRADIO.DE: Kommen seit der Pandemie weniger Menschen zur Beichte?

Hopmann: Der Dom war immer auch eine Beichtkirche. Das ist auch heute noch so. Auch junge Leute kommen, was mich sehr freut. Manchmal gibt es sogar Warteschlangen.

DOMRADIO.DE: Muss man einen Termin machen, um zur Beichte zu kommen? Oder geht das auch spontan?

Hopmann: Man kann immer kommen. Wir haben jeden Werktag im Dom Beichte zwischen 7.45 und 8.45 Uhr - samstags dann nochmal eine Stunde länger - und nachmittags nochmal von 15 Uhr bis 17.30 Uhr. Vielleicht muss man etwas warten. Aber man kann reinkommen.

DOMRADIO.DE: Was halten Sie vom Beichten online oder am Telefon?

Hopmann: Man muss da ganz klar unterscheiden zwischen einem seelsorglichen Gespräch, das auf jeden Fall online oder am Telefon durchgeführt werden kann, und dem Sakrament der Beichte. Die Sakramente entspringen ja aus der Inkarnation, aus der Menschwerdung, aus der Fleischwerdung des Herrn. Und da erfordert es auch immer eine körperliche, reale Anwesenheit.

Bei einer Sakramentenspendung und bei den anderen Sakramenten ist es genauso. Man käme ja auch nicht auf die Idee, eine Taufe am Telefon durchzuführen. Also: Die richtige Sakramentenspendung geht nur, wenn die Personen anwesend sind.

DOMRADIO.DE: Beichten draußen an der frischen Luft wäre auch eine Idee?

Hopmann: Ja. Beichte ist ja nicht an einen Raum gebunden, derzeit auch nicht an einen Beichtstuhl. Draußen wird auch beim Weltjugendtag gebeichtet. Es muss natürlich auf jeden Fall das Beichtgeheimnis gewahrt bleiben, dass niemand mithört. 

Das Gespräch führte Dagmar Peters.

Beichte

In der katholischen Kirche ist die Beichte Ausdruck der Umkehr des schuldig gewordenen Menschen. Im Rahmen des Bußsakraments wird der Gläubige durch einen Priester von seinen Sünden losgesprochen. Voraussetzung für die Vergebung ist erkennbare Reue, das Bekenntnis der eigenen Schuld sowie der Vorsatz, das Verhalten zu ändern und entstandenen Schaden wiedergutzumachen. Der Beichtvater ist durch das Beichtgeheimnis zu unbedingtem Stillschweigen über das Erfahrene verpflichtet. Die Verletzung des Beichtgeheimnisses wird mit schweren Kirchenstrafen geahndet.

Papst nimmt die Beichte ab (KNA)
Papst nimmt die Beichte ab / ( KNA )
Quelle:
DR