Maria 2.0 fordert persönliche Konsequenzen von Benedikt XVI.

Auf Titel und Insignien verzichten

Die katholische Reformgruppe Maria 2.0 hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. aufgefordert, auf Titel und Insignien zu verzichten. Damit solle er Konsequenzen aus den Ergebnissen des Münchner Missbrauchsgutachten ziehen.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI bei einem Interview 2018 / © Daniel Karmann (dpa)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI bei einem Interview 2018 / © Daniel Karmann ( dpa )

Das Gutachten erschüttere die Glaubwürdigkeit des Klerus in ihren Grundfesten. Es dürfe für die Erzdiözese, aber auch für die katholische Kirche insgesamt nicht ohne Folgen bleiben.

Die Erklärung von Benedikt XVI. zum Münchner Gutachten

In einer Stellungnahme hatte der emeritierte Papst Benedikt XVI. Anfang vergangenen Jahres eine wichtige Aussage seiner Einlassung aus dem Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die von seinem Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, gegenüber KNA abgegebene Stellungnahme in vollem Wortlaut:

Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL ( KNA )

Persönliche Konsequenzen gefordert

In seiner Stellungnahme für die Anwälte zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen habe Benedikt XVI./Joseph Ratzinger sexuellen Missbrauch Minderjähriger "auf geradezu dreiste Weise" verharmlost, so die Gruppierung. "Unverzeihlich sei, was in seiner Amtszeit als Erzbischof (nicht) geschah." Mit seiner "unerträglichen Umdeutung von missbräuchlichen Handlungen" vergreife er sich an den Betroffenen und mache sie erneut zu Opfern.

Von allen anderen Verantwortungsträger des Erzbistums, denen Fehlverhalten in Bezug auf sexuellen Missbrauch nachgewiesen worden sei, erwartet Maria 2.0 gleichfalls persönliche Konsequenzen. "Wir sind der Meinung, dass keine dieser Personen in ihrer derzeitigen Position verbleiben kann." Es sei deshalb geboten, dass alle auf ihre Ämter, Funktionen und Ehrentitel sowie die damit verbundenen Einkünfte verzichteten.

Reform statt Austausch des Personals

Die Gruppe erwarte sich eine tatsächliche Verantwortungsübernahme und nicht eine "scheinheilige Verantwortungsdelegation". Nicht nur im Münchner Erzbistum, sondern überall leugneten immer noch Verantwortungsträger ihre Mitschuld an den Missbrauchstaten. Statt dessen versuchten sie, die Institution Kirche zu schützen und ihre eigene Position zu retten und hielten so an der Unmenschlichkeit des Systems der Amtskirche fest.

Der bloße Austausch des Personals genügt Maria 2.0 nicht. Dadurch würde nur das System bestätigt. Deshalb verlangt die Gruppe eine "sofortige Reform der patriarchalen, undemokratischen und intransparenten kirchlichen Machtstrukturen".

Quelle:
KNA
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