Die gegen den früheren Münchner Erzbischof erhobenen Vorwürfe beträfen "einen wichtigen Aspekt seines bischöflichen Verhaltens", sagte der Leiter des Instituts für Anthropologie der Päpstlichen Universität Gregoriana dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dazu müsse Benedikt XVI., mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, sich "noch einmal verhalten", forderte der Jesuitenpater. Ratzinger hat die Vorwürfe bereits in einer 82-seitigen Stellungnahme, die im Gutachten im Wortlaut veröffentlicht ist, zurückgewiesen.
Moralische Verantwortung der Kirche
Im Zusammenhang mit den aus dem Gutachten resultierenden Vorwürfen müsse klar sein, dass "es nicht nur um die kirchenrechtlichen oder strafrechtlichen Aspekte geht, denn aufgrund der Verjährung ist da nichts mehr zu machen", sagte Zollner. Es müsse um die moralische Verantwortung der Kirche gehen. Die Kanzlei, die das Gutachten erstellt hat, habe einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass nicht nur die rechtliche Seite, sondern auch die "systematische Seite der Institution Kirche" beleuchtet werde.
Das unabhängige Gutachten zu Missbrauchsfällen im katholischen Erzbistum München und Freising erhebt den Vorwurf des Fehlverhaltens gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. in vier Fällen. In einem Fall geht es um einen katholischen Priester aus dem Bistum Essen, der 1980 ins Erzbistum kam und der zuvor als Missbrauchstäter aufgefallen war. Ratzinger soll von dieser Vergangenheit gewusst, aber nicht verhindert haben, dass dieser Priester weiterhin in der Seelsorge tätig war und etwa auch Umgang mit Kindern hatte.